Die-Bestimmung-Divergent,-Theo-James-©-2014-Concorde-Filmverleih,-Constantin

Interview mit Theo James

Momentan ist es nicht so, dass ich die Straße entlang gehe und Leute ihre Unterhosen nach mir werfen.“ Zum Kinostart von Die Bestimmung – Divergent machte sich Hauptdarsteller Theo James im Interview Gedanken über seine Zukunft und ein bisschen die der Menschheit.

Theo James: Es ist mir jedes mal unangenehm, dass ich kein Deutsch spreche.

pressplay: Warum das?

Es macht einem nur deutlich, wie faul man in einem englischsprachigen Land wird. Viele von euch Leuten sprechen vier Sprachen oder so.

Die meisten Deutschen sprechen höchstens ein bisschen Englisch. Viele halten es für unnötig, eine andere Sprache zu lernen. Wir sind also nicht besser als die Amerikaner.

Oh, wirklich?

Vor Die Bestimmung – Divergent hast du mit Johnny Depp und Woody Allen gearbeitet?

Woody Allen war mein erster Job, 2010. Es war nur diese winzige Rolle, aber es war interessant. Ich dachte, er wäre eher schüchtern. Stattdessen war er sehr geradeheraus. Wir waren nicht high five und tranken keine Tequila Shots, aber er war echt toll. Johnny Depp war sehr cool.

Ist das seltsam auf dem roten Teppich mit kreischenden Mädchen?

Es ist unwirklich. Es wird mir nie zu Kopfe steigen, denn ich weiß, dass die Leute aus einem bestimmten Grund dort sind. Momentan ist es nicht so, dass ich die Straße entlang gehe und Leute ihre Unterhosen nach mir werfen. Man muss seine zwei Seiten unterscheiden: deine extrovertierte und introvertierte. Wenn du am Set in deiner Rolle bist, spielst du einfach. Wenn du aber Pressen machst, musst du du selbst sein. Deine eigene Persönlichkeit liegt frei, was ganz schön Nerven kosten kann.

Bleibst du in England oder ziehst du nach Hollywood?

Ehrlich gesagt bin ich seit den letzten zwei Jahren eine Art Nomade, da ich einfach dort hingehe, wo die Arbeit ist.

Wie fühlt sich das an?

Ich mag Veränderungen, schaue immer nach vorn und lebe nicht in der Vergangenheit. Aber in letzter Zeit hatte ich eher Sehnsucht nach irgendeiner Art Basis.

Fürchtest du nach dieser Trilogie Typcasting?

Ja, das geht einem durch den Kopf. Es ist leicht, als der Typ aus Divergent bekannt zu werden. Soviel Spaß die Rolle macht, muss ich doch Auswahlen treffen, die das Gegenteil dieser Rolle sind. Deshalb habe ich London Fields gedreht, wo der Charakter ein gebrochener Typ ist.

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Hast du manchmal Angst um die Zukunft?

Wir haben eine Ära in der Menschheitsgeschichte hinter uns, in der es scheinbar unendliche Ressourcen gab sowie die Möglichkeit in angsteinflößender Geschwindigkeit vorwärts zu kommen. Nun erreichen wir einen Punkt, wo die Ressourcen ausgehen. Die Bevölkerung wächst so gewaltig, dass es unheimlich ist. Zu Churchills Zeiten war die Bevölkerungsgröße etwa 2,6 Milliarden. Nun liegt sie weltweit bei 7. Diese Zahlen machen mir Angst.

Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet? Hast du Twilight gelesen?

(lacht) Nein. Wenn ich etwas mache, das auf einem Buch basiert, verwende ich hauptsächlich das Buch als Grundlage, denn von dort kommen das Konzept und die Figuren. Bei einem Schauspieler basiert alles auf dem Charakter. Alles außerhalb dessen ist Schattierung. Daher kann es verwirrend sein, andere Sci-Fi-Bücher zu lesen, weil sie von deiner Geschichte ablenken.

Ist Theater für dich vorbei?

Ganz und gar nicht. Dort habe ich angefangen und ursprünglich nur mit dem Filmen begonnen, weil ich gespannt war, etwas für die Leinwand zu tun. Es ist eine völlig andre Art der Kommunikation. Theater möchte ich definitiv tun, aber dann, wenn das richtige Stück kommt und ich Zeit dafür habe. Das lebendige Feedback, das man bekommt, war ein Grund, warum ich dort angefangen habe.

Wann hast du zum letzten mal daran gedacht, diesen Beruf aufzugeben?

Ich hatte ziemlich Glück, obwohl ich hart arbeiten musste. Es gab nicht so viele Momente, wo ich mir diese Frage stellen musste. Manchmal fragt man sich, ob man etwas macht, dass irgendeinen moralischen Wert hat. Aber das ist eine größere Frage.

Wie hilfreich ist es in der Branche ein gutaussehender Typ zu sein?

Ich denke, das Business ist ästhetisch begründet, was in vielerlei Hinsicht bedauerlich ist. Wenn man eine lange Karriere haben will, wird jeder ästhetische Aspekt schnell augenscheinlich. Er kann einer Person am Anfang helfen, aber wenn man tatsächlich ein guter Schauspieler sein und weiter arbeiten will, muss man gut in seinem Job sein.

Warum wolltest du diesen Beruf ausüben?

Was Idole angeht: Ich erinnere mich an eine Stunde im Literaturkundeunterricht, als ich etwa 13 war und wir Endstation Sehnsucht behandelten. Ich war ein gelangweilter Teenager und und dachte: „Scheiße, ein scheiß Schwarz-Weiß-Film.“ Dann sah ich Brando mit dieser Darstellung, in der er sehr modern war, sehr cool, sehr wütend. Da begann ich zu ahnen, dass es etwas jenseits des grellen Schwachsinns, den man als Kind ansieht, gibt. Etwas tieferes, das ergründet werden konnte.

Du hast eine eher zurückhaltende Herangehensweise an den Ruhm…

Nein, meine Freunde sind oft sauer mit mir, weil ich es so verdammt genieße. Was ich natürlich tue. Aber man muss sich selbst ins Gedächtnis rufen, dass man nicht für den Weltfrieden eintritt. Ich hab verdammtes Glück gehabt, denn ich könnte etwas machen, das echt beschissen ist.

Vielen Dank für das Gespräch.