Mad-Max-2-The-Road-Warrior-©-2013-Warner-Home-Video-(2)

Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Mad Max und Fluch der Karibik

Die Fluch der Karibik Tetralogie

Fluch-der-Karibik-Fremde-Gezeiten-©-2011-Disney,-Touchstone

„Well! I’m actually feeling rather good about this. I think we all arrived at a very special place eh?“

Als Walt Disney Pictures vor etwas mehr als einer Dekade ankündigte, einen Film über Piraten und deren Treiben zu veröffentlichen, der einerseits auf einer beliebten Attraktion der diversen Disneyland-Ableger basierte und andererseits einem noch recht unerfahrenen Regisseur mit gigantischem Budget (etwa 140 Millionen US-Dollar) anvertraut wurde, so hätte wohl niemand vermutet, das damit eines des finanziell ertragreichsten Filmfranchises der letzten Jahrzehnte ins Leben gerufen werden sollte. Mit der Veröffentlichung von Gore Verbinskis Fluch der Karibik (oder bedeutend “klassischer” anmutend im Original: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl) wurde 2003 auch der Fluch rund um das bisher eher desaströse Piratenfilm-Genre aufgehoben: Vergessen sind nun endlich die Zeiten von Cutthroat Island, einem der größten finanziellen Flops der bisherigen Filmgeschichte. Allein die enigmatische Figur Jack Sparrow, die so glorios von Johnny Depp mit all seinem liebgewonnen Eigenheiten auf die Leinwand gebannt wurde, verleiht dem Start der Filmserie Schauwerte; ebenso überraschend erscheint die Tatsache, das der doch spürbar düstere, teil überaus ironisch anmutende Ton der Filmreihe diese auch zu einem genießbaren Erlebnis für ältere Semester macht (zieht man etwa Vergleiche mit dem nahegelegenen Transformers-Franchise) – trotz der banalen, aber Genre-entsprechenden Liebesgeschichte, die anfangs noch Basis der Erzählung ist.

Etwas ruppiger in Sachen Story und Charakterentwicklung – bei gleichzeitiger Beibehaltung der Fortsetzungregel “mehr Budget, mehr Action, mehr Spezialeffekte” – wird die Serie drei Jahre später mit Fluch der Karibik 2 (wieder besser im Original: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest) fortgesetzt, Fans dürfen sich auf mehr Absurditäten liebgewonnener Figuren freuen, Filmfans schütteln angesichts einer kaum nachvollziehbaren Rahmenhandlung planlos den Kopf. Die Verwirrung der Drehbuchautoren geht dabei so weit, das Jahre später auch der Fixstern in der Besetzung, Johnny Depp, anmerkt, teilweise nicht wirklich gewusst zu haben, worum es eigentlich tatsächlich in der Fortsetzung bzw. in vielen seiner Dialogen geht. Aber egal: Bombastische Aufnahmen, eindrucksvolle Spezialeffekte und eine mittlerweile treue Fanbasis führen erneut zu finanzieller Glückseligkeit seitens der Produzenten, eine Fortsetzung folgt aufgrund der Back-to-Back Filmsituation (gedreht wurden ohne längere Drehpausen zwischen beiden Teilen) gleich im darauf folgendem Jahr.

Fluch der Karibik – Am Ende der Welt (Pirates of the Caribbean: At World’s End) verliert zwar seine nummerische Betitelung, setzt aber gekonnter als noch der direkte Vorgänger sein Potential aus: Das Liebesdreieck aus Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley erhält seinen würdigen Abschluss; die sich beständig zuspitzende, finale Auseinandersetzung geht schlussendlich mit viel Rechenpower aus der Spezialeffekt-Werkstatt über die Bühne und Produzenten, Kinogänger sowie Kritiker sind erleichtert, das die Trilogie mit einer dem Verhältnis entsprechenden, nachvollziehbaren und zugleich recht befriedigenden Fügung der Handlung sein Ende nimmt. Wäre da nicht noch ein Zusatz beizufügen – man könnte glatt anmerken, das es sich um eine Filmreihe mit durchwegs gelungenen Einträgen handelt.

Das man ein so bekanntes wie auch beliebtes Franchise nicht einfach so auslaufen lässt, nur weil der romantische Unterbau der Story sein mehr oder minder glückliches Ende findet, zeigt die Veröffentlichung von Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten (Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides) im Jahr 2011 – und zugleich auch, das die Filmindustrie eben zuallerst eine Industrie ist die Produkte herstellt, für die (eventuell noch) Nachfrage besteht. Jack Sparrow ist in den Kanon popkultureller Filmfiguren eingegangen und sein wohl unnachahmlicher Darsteller noch in der Blüte seiner Schaffenskunst – warum also nicht auf Basis dieses (eigentlich Neben-)Charakters eine weitere Trilogie starten? Der Erfolg des vierten Films steht im Gleichklang mit dem Grundkonzept: Beides ist zum Scheitern verurteilt. Als Nebenfigur stellt Sparrow eine ebenso mysteriöse wie auch erheiternde Erscheinung dar, die vor allem aufgrund der Dynamik im Zwischenspiel mit anderen Charakteren seine Anziehungskraft erhält. Als Hauptfigur stützt sich der gesamte Handlungsverlauf auf ihn, Sparrow muss einfach eine Entwicklung seiner selbst erfahren – und damit auch den Verlust seiner Rätselhaftigkeit hinnehmen. Das Ergebnis zeigt sich eben in jenem gescheiterten Addendum, das auch mit tatkräftiger Unterstützung namhafter Schauspieler wie Penélope Cruz, Geoffrey Rush und Ian McShane kaum mehr als einen schalen Aufguss altbekannter Vermarktungsmechanismen darstellt.

Marco Rauch und Christoph Stachowetz