Tom-Payne© Lukas Krummholz

Interview mit Tom Payne

Nach den Interviews mit Olivier Martinez, Philipp Stölzl und Nico Hofmann, folgt nun unser Gespräch mit Tom Payne, dem Hauptdarsteller von Der Medicus. Tom Payne kommt in den Raum, als ob er Sprungfedern in den Schuhen hätte. Er wirkt gut gelaunt und überrascht über das große Presseinteresse.

pressplay: Ist das Ihr letztes Interview für heute?

Tom Payne: Nein, ich hab noch eines danach. Gestern war es überhaupt schräg, da hatten wir sechszehn sechs Minuten Interviews und danach einen runden Tisch und Fernseh-Interviews. Aber das ist nun mal Teil des Jobs. Für mich zwar ein komplett neuer, ungewohnter Teil, aber okay. Man versucht ständig nur das Beste zu sagen, aber letztlich wirkt es immer so, als versucht man es interessanter klingen zu lassen, als es in Wahrheit ist. Was wiederum dazu führt, dass es nicht so wirkt als würde man nur das Beste sagen. Sowas ist echt nervend, weil kaum ist man fertig, denkt man sich „Oh, nein …“ Ich hätte nicht was anderes sagen sollen, nur um etwas interessanter zu machen und sollte mich nicht ständig wiederholen. Aber es macht mir trotzdem Spaß. Es ist zwar sehr seltsam, aber trotzdem witzig.

Fürchten Sie sich davor berühmt zu werden?

Ach, ich denke nicht, dass das so schnell passieren wird. Ich hatte schon andere Jobs, wo ich mir dachte es wird passieren, war dann aber nicht so.

Hatten Sie Gelegenheit Zeit mit Elyas M‘ Barek zu verbringen?

Ja, konnte ich. Da ich nicht hier lebe, wusste ich natürlich nichts von seinen bisherigen Erfolgen. Er hatte gerade erst Türkisch für Anfänger gemacht und davon wusste ich. Und nachdem er mit Der Medicus fertig war, wollte er Fack ju Göthe machen. Es war interessant jemanden aus dem Deutschen Film dabei zu haben. Ich denke gerade dadurch wurde es ein richtig internationaler Film. Es spiegelt die Welt wieder, in der wir leben. Erst kürzlich ist mir wieder mal bewusst geworden, wie international der Film ist, als wir von England nach Marokko und dann nach Persion geflogen sind.

Waren Ihnen die Dimensionen des Projekts schon klar, als Sie sich dafür beworben haben?

Inwiefern?

Na ja, dass es eine große, internationale Produktion wird.

Ja, es war schon sehr beeindruckend. Ich meine, ich hätte mir nie gedacht in einem derart großen Projekt die Hauptrolle zu landen. Ich war gerade mal 29, als ich die Rolle bekam. Klar, das war schon das, was ich schon immer machen wollte, aber ich hab mit kleinen Independent Filmen begonnen. Aber es war so, dass die Besetzungsagentur ein Video von mir gesehen hat und darum gekämpft hat, mich für den Film zu bekommen. Man braucht also schon jemanden, der in seiner Ecke steht. Das mit ein Grund, warum so viele Neubesetzungen stattfinden bzw. viele Leute wieder besetzt werden. Es ist ein großes Risiko für Anfänger. Es wird einem aber klar, dass der ganze Film auf seinen Schultern lastet, man zweifelt ob man es richtig macht, ob man gut spielt. Ich bin es eher gewöhnt wie im Fernsehen zu arbeiten. Doch der beste Weg es zu lernen ist, es einfach zu machen. Man müsste schon sehr unklug sein, um eine Gelegenheit wie diese einfach abzulehnen. Und selbst wenn man von der Crew und dem Regisseur nur lobende Worte bekommt und hört, dass man großartig ist, ist das zwar schön und gut, aber dann muss man immer noch abwarten, ob das Publikum einem auch akzeptiert. Es gibt nichts schlimmeres, als bei einem Film zu merken, dass er nicht funktioniert, bloß weil die Hauptrolle falsch besetzt ist, aber diese Furcht ist immer da, dass das Publikum einem nicht mag und der Film deswegen scheitert. Der einzige Weg diese Angst loszuwerden ist es, wenn ein Publikum dann endlich den Film sieht. Wenn man dann auch noch eine gute Reaktion darauf bekommt, wie letzte Nacht (Anm.: Premiere in Berlin), dann kann man sich endlich etwas entspannen.

Fühlten Sie sich eingeschüchtert, neben solch Größen wie Ben Kingsley oder Stellan Skarsgard zu spielen?

Na ja, da ich schon das Glück hatte mit Dustin Hoffman und Amy Adams zu spielen, war ich das etwas gewohnt. Am Set ist es mir wichtig, dass jeder zusammenarbeitet, da gibt es keinen Raum für Egos – man hört zwar immer wieder diese Geschichten, aber das führt nur dazu, dass die Qualität des Films leidet. Zum Glück kamen bei Der Medicus alle gut miteinander aus. Eine angenehme Stimmung am Set macht es dann auch leichter mit Schauspielern wie Ben oder Stellan zu arbeiten. Sie wissen genau was sie tun, sind stets konzentriert und man merkt ihnen keinerlei Unsicherheit in ihrer Arbeit an. Es gibt keine Streiterein – sie kommen hin und machen ihr Ding. Jeder dort – Ben, Stellan, Olivier – war großartig und haben mich enorm unterstützt. Eines Tages kam Philipp zu uns und sprach mit uns, wie wir eine Szene anders machen könnte und Ben fragte ihn: „Was kann ich tun um meinen Hauptdarsteller zu unterstützen?“ Das war beinahe surreal. (lacht)

Vielen Dank für das Interview.