PressStop: Avril Lavigne

Während andere Popsternchen von sich reden machen, in dem sie den klassischen Imagewandel vom reinweißen Disney Plastikpüppchen zur dreckigen Rotzgöre vollziehen, hat Avril Lavigne wohl den umgekehrten Weg gewählt…

Manch einer erinnert sich vielleicht noch daran, als 2002 der damals 17-jährige, vermeintlich rebellische Teenie aus Kanada mit Complicated und ihrer „Scheiß drauf“ – Attitüde die Charts eroberte. Süß war sie und relativ glaubhaft in der Rolle als Skatermädl aus der Kleinstadt. Eine kleine Weltkarriere und einige Hits später kam Album Nummer drei, die rosa-blonden Haare, das poppige Girlie-Gehabe und mit Girlfriend einer der grauenvollsten Songs der Popgeschichte. Mit der Veröffentlichung des dazugehörigen Videos, voll von schrecklich peinlichem Tussi-Gehabe und nicht vorhandenem Schauspieltalent seitens Lavignes, war dann auch schnell klar – das wird nichts mehr, mit der Avril und ihrer Street Cred. Da helfen auch keine Netzstrümpfe und Nietengürtel mehr.

Auch der Plan, immer noch superaufmüpfig und total Rock’n’Roll zu sein, in dem man einen richtigen, harten Rockstar heiratet und sich dann dafür Chad Kroeger, seines Zeichens Frontmann von Nickelback, aussucht, geht da nicht wirklich auf. Wieder eine Reihe nicht erwähnenswerter Singles später, hat Avril mit der Veröffentlichung von  Rock’n’Roll (ja, wirklich) ihren wohl musikalischen Tiefpunkt erreicht.


Das erste, was man beim Aufrufen des Videos hört und sieht, ist ein gekonnt in Szene gesetztes Handy in einem Wasserglas und Avril, durch ein Läuten beim Gitarre spielen gestört, die noch hinzufügt OH! My new Sony Phone is ringing! – das wäre jetzt eigentlich schon der Moment, das Video zu stoppen und es gut sein zu lassen. Aber nein, Autounfall-Phänomen; will nicht hinschauen, kann nicht wegschauen. Auch wenn schon die ersten 35 Sekunden des Videos, bevor überhaupt der, wie zu erwarten nichtssagende, Song beginnt, für ein kleines aggressionsbedingtes Magengeschwür ausreichen würden.

Sicher, ist aber sicher, und dewegen quälen wir uns halt weiter durch ein unsinniges Pop- eeehr, total wildes Rock-Video, in dem Army-Superheldin Avril in Comic-Manier aus irgendeinem Grund irgendwelche Monster bekämpft und damit bestimmt irgendetwas ganz Wichtiges sagen will. Sowas wie: 

[alert type=“music“]I don’t care about my makeup, I like it better with my jeans all ripped up
Don’t know how to keep my mouth shut (…) I don’ t care if I’m misfit, I like it better than the hipster of all shit… [/alert]

Hui. Rock’n’RollUnd bitte nicht durch das Make-up, die schön gemachten Haare, Hotpants, pinken Fingernägel oder die nicht gleich offensichtlich Rockmusik irritieren lassen. Das meint sie bestimmt nicht so, geht ja auch nicht, bei so einer verdorbenen, wilden,… ach egal.

[alert type=“music“] Call it a bad attitude dude, I’m never going to cover up that tattoo
I might have a couple issues(…) Don’t care about a reputation, must be living in the wrong generation. This is your invitation, let’s get wasted[/alert]

Liebe Avril, lass dir gesagt sein, alles saufen, Issues, verzweifeltes Geschmuse mit Ex-Kinderstar Danica McKellar (Winnie Cooper aus „Wunderbare Jahre“) und alle Tattoos dieser Welt werden dir nicht mehr helfen. Du lebst auch nicht in der falschen Generation, sondern genau in der Richtigen; einer die von austauschbaren, mid-zwanziger Plastikpüppchen, die ihr Kleinmädi-Image bis zum geht nicht mehr ausschlachten, dominiert wird. Wehr dich nicht, du bist in guter Gesellschaft…