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Cro live in der Marx Halle in Wien

Die Tore der ehemaligen Rinderhalle St. Marx wurden ja schon um 16.00 geöffnet, Cro ist immerhin nicht alleine, sondern mit sage und schreibe vier Supports auf seiner Open Air Tour 2013 unterwegs…

Nun gut, dann stimmt uns mal ein, wie ihr da alle heißt: Mr. Dero & Klumzy Tung, Teesy, Die Orsons. Gut, aber Moment mal – um diese Uhrzeit gibt’s doch normalerweise eigentlich nur zwei Dinge: Festival- und Confetti-TV-Auftritte. Da wir uns in der Nachsaison bezüglich Festivals befinden, schließen wir das kurzerhand aus und bekommen da eigentlich auch schon den ersten Hinweis darauf, was den skeptischen Beobachter hätte aufmerksam werden lassen sollen. Wieso ist denn das alles so früh angesetzt, immerhin beginnt Cro trotz (!) vier Vorbands schon um kurz nach 20.00 Uhr mit seiner Performance. Dann ist das ja um 22.00 aus und wir kommen alle brav früh nach Hause an diesem Samstag, das passt nicht so ganz ins Konzept des vorlauten Jung-Rappers.

Nach und nach verwandelt sich die Skepsis in Gewissheit: Wir sind im Kindergarten gelandet. Man traut seinen Augen kaum, betritt man die Marx-Halle – die, sichtlich gut organisiert, gleich einmal mit Rotes-Kreuz-Mitarbeitern in Hülle und Fülle sowie einer Vielzahl an Bars auf seine Besucher wartet – und kurzerhand umringt ist von Müttern, die ihren Kindern noch schnell eine Pandamaske oder ein weißes Shirt mit Tierprint am Merchandise-Stand kaufen. Denn es ist nicht ein Kind da und das mit vielleicht 14 Jahren, das einem da entgegen springt  Landschulwoche ist ein Hilfsausdruck.

So muss man deutlich festhalten, dass gut und gern ein Viertel der gestrigen Besucher im Bereich zwischen fünf und zwölf Jahren alt waren. Da steht man also und überlegt, während die Mama dem kleinen Schatz noch schnell die Nase putzt und ihn dann fragt, ob er noch einmal aufs Klo muss, bevor dann Cro losgeht, ob man sich statt eines alkoholischen Erfrischungsgetränks nicht – um da nicht allzu schlecht aufzufallen – auch einen Almdudler groß, gespritzt bitte, aber nicht zu kalt, holen soll.


Mit gemischten Gefühlen widmet man sich dann der Bühne, die ja wirklich ganz fein herausgeputzt worden ist, Cro schleppt sein Equipment ja immerhin auch schon durch ganz Deutschland, Wien ist die letzte Station der Tour. Die Hits kommen wie auf Bestellung, dazwischen mischt sich das ein- oder andere neue Stück, jedenfalls ist das Publikum schier entzückt und brüllt, hüpft, kreischt: alles, was der Panda ansagt. Er macht seine Sache gut, liefert eine solide Leistung ab, aber nichtsdestotrotz ist die Diskrepanz dann teilweise zu krass: Das erste Konzert möchte ich meinen, bei dem mir die Sicht nicht von zu großen männlichen Besuchern, sondern von Vätern, die ihre Kinder auf den Schultern halten, genommen wird. Natürlich war man darauf gefasst, 16-Jährige Girlies anzutreffen, die sich ganz nach der feschen Katze im Clip zu Easy herausgemascherlt haben, um ihrem Carlo auch ja ins Auge zu stechen. Aber auf 10-Jährige, die ebenso herumlaufen und dann teilweise sogar im Familien-Clan auftreten, naja, das ist dann doch sehr interessant zu beobachten. Entzückend haben sie ja schon ausgesehen, die kleinen Jungs mit den Pandamasken, die da auf den Schultern gesessen und mit der Hand im HipHop-Stil den Takt mitgewippt haben, aber leider auch ein bisschen fehl am Platz. Eine Mama hat es ganz besonders übermütig gemeint, hat ihren Sohn mit seiner Maske geschultert quer durch die Halle geschleift, weil er so ein lieber Kerl, so ein lieber kleiner Cro war – und die Mama wahrscheinlich auf eine Kamera gewartet hat, dir ihr das auch bezeugt und sie in die nächsthöhere Sphäre der B-Promis hebt.

Die Euphorie, die diese überdurchschnittliche Crowd seinem Star entgegengebracht hat, war ehrlich und überzeugend, da haben sich auch die Kleinsten die Seele aus dem Leib gebrüllt, immerhin, die Texte sitzen. Cro hatte auch sichtlich seinen Spaß, als er das wahrscheinlich 20. Mal erwähnt hat, dass „Wien ja doch das Geilste ist“. Fazit: Man fühlt sich alt. Einerseits gut, man ist halt einfach keine 12 Jahre mehr alt. Und womöglich hat man das Wien-Lob auf schon 200 anderen Konzerten vorher gehört und findet es etwas halbherzige und zu unspektakulär. Fest steht, Cro ist – dank dem Mainstream-Hype – zum Familienevent geworden. Ob er das wollte, oder ob er damit den Fans der ersten Stunde abtrünnig werden wird, ist eine andere Frage.