Cro-©-Delia-Baum

Cro – Sunny

„Ich bin nicht der zweite Sido, ich bin der erste Cro“: Seinen Fans will er einen schönen Start in den Sommer bescheren und hat – schwupsdiwups – mal eben da ein gratis Mixtape ins Netz gestellt, das nun zum Download bereitsteht…

Sunny nennt sich diese Sammlung an neuen Tracks vom Shooting Star 2012: Cro. Dass er einiges vorgelegt hat, lässt sich unter anderem an seinem Erfolg messen, der ihm Platin eingebracht hat. Kommerz – ja, aber das hat dem Easy-Hype rund um die Panda-Maske jetzt nicht unbedingt Abbruch getan. Demnächst erscheint eine neue Version seines ersten Albums Raop und wird dann Raop +5 heißen, weil eben fünf neue Tracks hinzugefügt werden. Vorab kann man sich aber nun mal schon einhören in das, was anschließen soll an den letzten Sommer.

Man mag Fan sein oder nicht – Cro hat beim ersten Mal einfach alles richtig gemacht: Die protzige Schiene ein bisschen zurückgesteckt, die man meint, aus dem deutschen HipHop-Kreiseln zu kennen und womöglich abzulehnen; freche Texte, die aber nicht allzu sehr unter die Gürtellinie schlagen mit tatsächlich eingängigen Melodien geschrieben, die überhaupt nicht nervenderweise im Ohr hängen geblieben sind. Das ganze Album Raop ist durchwegs gelungen, da gibt es einfach nichts zu bemäkeln. Mit dieser Haltung nähert man sich dann aber natürlich auch Sunny, dem schon erwähnten Mixtape, das 13 neue Tracks bietet, was ja schon einmal gar nicht so wenig ist.


Natürlich darf da ganz zu Anfang einmal das Sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen nicht fehlen, da wird die Geräuschkulisse von Echo oder sonstigen deutschen Musikpreisen eingespielt, wo ihm dieser oder jener Award für diese oder jene Single verliehen wird. Sei ihm ja vergönnt. Öfter als am vorigen Album kommt das Gespräch auf Drogen, durchzechte Nächte, den Merlot am Strand und vor allem natürlich: die Chicks. Auch das sei ihm vergönnt, wird da geprotzt davon, dass er so viele Mädls haben könnte, als würde ein „S“ auf seiner Brust prangen – da schreibt er von einer ganz bemitleidenswerten Göre, die scheinbar alle seine Texte auswendig kennt und ihm Briefe schreibt, aber er, der Rapper von Welt, hat dafür natürlich keine Zeit. Im nächsten Moment soll dann aber auch der Tiefgang der Texte nicht zu kurz kommen, die Rede ist vom Abheben und dass die Star-Allüren natürlich nur Show sind und er eigentlich alles selbst erkämpft hat, was er jetzt hat.

Nun ja – was soll man sagen. Klar, auf einer Party wird auch diese Platte wieder ein gelungenes Fressen sein, impliziert Cro mittlerweile den coolen Rapper, der aber doch auch (teilweise) singen kann und nicht immer den ganz bösen Buben geben muss. Sympathiepunkte also mal ganz in Ordnung. Jedoch muss eindeutig festgestellt werden, dass diese 13 Stücke, auch wenn es hie- und da mal wieder ein Aufblitzen gibt, sich mehr anhören, als wären sie halt mal so runter geschrieben worden, ohne sich viele Gedanken um Melodie oder eben jene Mischung aus Rap und Pop zu machen, die das Album Raop so erfolgreich durchstarten ließen. Außerdem wirkt die selbstverliebte Masche, die sich vor Ruhm und Ehre, schönen und nicht schönen Frauen, Geld und noch mehr Selbstverliebtheit nicht mehr retten kann, an manchen Stellen dann doch dick aufgetragen (es sei hier natürlich in die Dikussionsrunde geworfen, inwiefern diese Musikrichtung überhaupt ohne diesem ganzen Zirkus leben kann).

Nicht schlecht, aber auch nicht so gut wie das Debüt- da ist die Idee vielleicht gar nicht so schlecht, fünf Tracks zu nehmen und sie mit dem alten Erfolgskonzept zu kombinieren.

Cro – Sunny, Chimperator, auf Facebook