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Interview mit Blitzkids mtv. (Teil 1)

Das Künstlerkollektiv Blitzkids mvt. aus Berlin steht für elektronische Popmusik mit Stil statt Pose. pressplay hat die Musiker vor ihrem Konzert in Wien getroffen…

Im Rahmen der Bitclap-Label-Night traten Blitzkids mvt. zusammen mit Icona Pop im Wiener Chaya Fuera auf und präsentierten dort mit einer umjubelten Live-Show ihr Debütalbum Silhouettes (hier gehts zur Kritik). pressplay hat Sängerin Nomi und Produzent Petone zum Interview getroffen.

pressplay: Euer Projekt ist für euch nicht nur eine Band, ihr bezeichnet euch als Movement. Was ist Blitzkids mvt.? 

Petone / Blitzkids mvt.: Das Movement ist eigentlich auch alles drum herum, nicht nur das was man auf der Bühne sieht, das sind all die Personen, die mit uns zusammenarbeiten. Also der Grafiker, der das Artwork macht, ein Fotograf, der gleichzeitig auch für uns ein Video macht, ein Regisseur, unsere Tänzerinnen, die Musiker. Alles was Blitzkids mvt. hörbar und sehbar macht, und das ist eben ein fester Kern, mit dem wir jetzt seit Anbeginn zusammenarbeiten. Die stehen halt nicht im Vordergrund. Wie ich ja heute Abend auch nicht auf der Bühne stehe, sondern beim Ton. Das Movement ist ein fester Kern mit diversen Außenzellen.

Gibt es einen revolutionären Gedanken hinter eurer Popmusik sowie es die Blitz Kids-Bewegung, die New Romantics, Anfang der 80er Jahre hatten?

Nomi / Blitzkids mvt.: Wir wollen eigentlich nicht immer unbedingt diesen Vergleich erzeugen, nur weil wir uns jetzt den Namen, sagen wir mal, angeeignet haben. (lacht) Es ist nicht so, dass wir alles eins zu eins genauso machen wollen. Ob es jetzt der Look ist oder die Musik.

Die New Romantics waren Freigeister. Die haben sich schrill angezogen, sich wild angemalt, haben gemacht, worauf sie Bock hatten und sind auch musikalisch in ihre eigene Richtung gegangen. Das ist das, was wir mit den Blitz Kids von damals teilen.

Petone: Es ist eine leichte Transformation in die Neuzeit, aber ohne politischen Ansatz, denn das ist nicht das Ziel, was wir verfolgen. Wir wollen keinen Zeigefinger heben. Damals war das ja auch noch mit dem Punk verbunden, das war revolutionärer. Wir haben uns für Blitzkids mvt. nur so ein paar Elemente rausgepickt. Zuerst war eben der Name da. Wir machen aber eben keine New Romantics-Musik. Der Vergleich kommt öfter mal, aber das wird dann eher von außen eingeworfen, als dass wir den selber kommunizieren.

New Wave Fans, die unsere Platte hören, werden wohl eher ein Fragezeichen auf der Stirn haben.


Wenn man also den ganzen Epigonen-Schubladen-Ballast wegnimmt und nur Blitzkids mvt. 2013 betrachtet, was macht ihr dann für Musik?

Petone: Kurz und knapp, Elektro-Pop.

Nomi, du hast mal in einem Interview gesagt, ihr liebt gute Popmusik. Was zeichnet gute Popmusik aus?

Nomi: Ich finde es allgemein so schade, dass Popmusik zum Beispiel in Deutschland, auch wenn es gerade etwas besser wird, immer uncool war. Jeder versucht so wahnsinnig cool zu sein, nur Underground-Musik zu hören und irgendwie am besten immer alles zuerst zu entdecken. Man mochte so ungern zu einem Popsong, der im Radio lief, den man eigentlich geil fand, stehen. Das durfte man einfach nicht zugeben.

Ich hab ganz viele schwedische Freunde in Berlin und die feiern ihre Popkünstler viel mehr. Wie zum Beispiel Robyn, die super Musik macht, aber eben auch Popmusik. Die Schweden drehen durch, wenn sie so was im Club hören. Das würde ich mir manchmal von Deutschen auch wünschen, das kommt auch grad ein bisschen mehr. So lang einem ein Track gefällt, der „catchy“ oder gut produziert ist oder bei dem einem die Stimme gefällt, sollte es egal sein, wenn das fünf Millionen andere Leute auch geil finden. Da kann man dann auch einfach mal zugeben und sich trauen das laut im Auto zu hören und mitzusingen, wenn es sein muss.

Ob Blitzkids mtv. ihre Outfits selbst entwerfen, wie die beiden Musiker ihre Freizeit gestalten und wie man ein Blitz Kid wird, gibt es morgen im zweiten Teil des Interviews.