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Francis International Airport – Cache

Mit ihrem neuen Album Cache macht die Wiener Band Francis International Airport zu Recht auf sich aufmerksam…

Auch wenn noch nicht in den Plattenregalen – die offizielle Veröffentlichung erfolgt am 3. Mai – ist die Spannung groß. Denn: vorausgeschickt wird die Vorab-Single The Right Ones und erweist sich als prachtvolles Meisterwerk. Wie auch der Rest des Albums hat man zwar einerseits das Gefühl, sich ständig in einem Albtraum zu befinden (I saw you sleeping, I saw you wake up) – und trotzdem kann man die Finger nicht davon lassen. Wieder schleicht sich das Paradoxon von den unheimlichen, eigentlich gefährlichen Dingen ein, die umso faszinierender scheinen, je tiefgründig negativer sie scheinen.

Ähnliches also auch hier beim neuesten Werk Cache zu beobachten. Mit Berenice gelingt ein schaurig-dunkler Einstieg in ein Album, der so ähnlich klingt wie das Öffnen eines riesigen, alten Tores, das uns in eine unergründete, finstere Welt einlädt. Machen wir uns also nichts vor – auf diesem Album gibt es keinen Hoffnungsschimmer. Kein Geplänkel. Kein Friede, keine Freude und schon gar kein Eierkuchen.

Womöglich mag das nicht immer auf die Texte umzulegen sein, die musikalische Grundstimmung aber, die melodiöse Struktur und der vermehrte Einsatz des Synthesizers, der noch auf dem ersten Album durch Indie-Pop-Aspekte ersetzt wurde, scheinen direkt ins Unterbewusstsein zu dringen und eine düstere Atmosphäre zu verbreiten. Das Dunkle ist ja – zumindest im westlichen Kulturkreis – zumeist mit negativer Thematik konnotiert – und Francis International Airport haben es geschafft, diese Verbindung zwar nicht ins Positive zu verkehren, aber aus dem Negativen etwas völlig Neues, Anziehendes und unglaublich Schönes zu produzieren.

Eigenschaften wie „ernsthaft“ oder „nachdenklich“ dieser Platte zuzuschreiben, ist so offensichtlich, dass es schon beinahe unpassend wirkt. Über die beiden genannten Adjektive geht das neue Album der Band weit hinaus – sehr weit. Ein einfaches „nachdenklich“ vermag wohl kaum die traumähnliche Stimmung zu vermitteln (sleep walking, sleep walking) unter der dieses konzeptuell klar strukturierte Album entstanden ist. Dass da mehr als ein Gedanke darin steckt, muss klar sein.


Eines braucht man, um sich dieser Platte zielführend anzunähern: Zeit. Wenn man die ersten Singles bzw. das Album der Band kennt, wird man andere Dinge erwarten – nichtsdestotrotz hat sich das Niveau noch um einiges gesteigert. Wo früher die Vorbilder bei diversen Indierock-Größen zu suchen waren, müssen jetzt eher Radiohead und Konsorten den Dienst antreten. Die ersten paar Male Durchhören werden sich vielleicht als schwierig gestalten, es kann der Eindruck entstehen, dass die Band es scheinbar – oberflächlich – nicht schafft, die Schwermut zu überwinden. Aber nach und nach tun sich – nennen wir es nicht Lichtblicke, das wäre in Verbindung mit diesem Album ein ehrlicher Fauxpas – die herausragenden Klangkonstrukte hervor, die Francis International Airport hier geschaffen haben.

Um wieder auf die erste Single zurückzukommen: Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, nun wird aber hiermit wirklich das beste Stück der CD gleich zu Anfang präsentiert. Das macht in diesem Fall gar nichts, denn The Right Ones ist nur eine der vielen Goldstücke dieser Schatztruhe namens Cache.

Francis International Airport – Cache, Siluh Records, www.francisinternationalairport.com