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Next Gen – Schluss mit Neu

Der Next Gen Hype ist in vollem Gang: PS4 und die neue Xbox lassen die Gerüchteküche brodeln und Gamer in der ganzen Welt freuen sich schon auf noch komplexere Grafikorgien, mehr Polygone, höher auflösende Texturen, großzügigere Shader-Effekte, und komplexere Physiksimulationen.

Doch nur selten wird in Betracht gezogen, das der technologische Fortschritt messbar die Komplexität der Spieleentwicklung steigen lässt und damit eine ernste Gefahr für die Diversität der Industrie darstellt. Ein aktuelles Fallbeispiel ist Square Enix. Seit geraumer Zeit werden massive Verluste eingefahren so das Yoichi Wada, der langjährige Mann an der Spitze des japanischen Traditions-Hauses, kürzlich seinen Hut nehmen musste. Man scheut nicht davor zurück die Gründe für diese Verluste offen zu legen – diese sind ernüchternd: Für die aktuellen Probleme sind vorrangig die Triple-A Releases der letzten Monate verantwortlich.

Die Prognosen waren optimistisch: Sleeping Dogs (zur Kritik) mit 2.5 Millionen verkauften Einheiten, Hitman: Absolution (zur Kritik) mit 5 Millionen und Tomb Raider (zur Kritik) mit 6 Millionen. Alle drei Titel blieben aber weit hinter den Erwartungen zurück: 1.75 Millionen, 3.6 Millionen und 3.4 Millionen sind die tatsächlichen Verkaufszahlen – eigentlich in keinem Fall ein schlechtes Resultat. Nur ist es eben so, dass die Entwicklung von hochqualitativen Triple-A Produktionen enorme Budgets verschlingt, die selbst mit derartigen Zahlen nicht mehr zu decken sind. Als Resultat wurden bereits diverse Konsolenprojekte eingestampft – woraus abzulesen ist, dass im Zuge dieser Entwicklung der kreative Output von Square Enix noch einmal deutlich an Vielfalt verlieren wird. Und das ist nur ein Fall unter vielen.

Einer der wenigen Entwickler, die diesem alarmierendem Trend entgegenarbeiten, ist Nintendo. Bereits mit der Wii lieferte man eine Konsole ab, die in Sachen Grafiktechnologie von der Konkurrenz weit abgehängt wurde. Die vielversprechende Aussicht war, das die einfache Technologie den Entwicklungsaufwand in Grenzen hält. Tatsächlich lassen sich im Laufe dieser Generation viele kreative Experimente in den Release-Listen der Konsole entdecken – ein gutes Beispiel dafür ist Xenoblade (zur Kritik), welches rein quantitativ gemessen mit einer schier unglaublichen Menge an Content demonstriert, das der Low-Tech Ansatz auf jeden Fall seine Vorzüge hat. Wie sich aus unserem Special über vergessene Wii-Perlen ablesen lässt (zum Feature) haben die meisten dieser Titel aber nie eine breite Masse erreicht und Nintendos Ansatz hat sich für niemanden gerechnet außer für Nintendo selbst, welches mit einfach gestrickten 2D-Plattformern seit eh und je mehr Geld zusammenkarrt als jeder andere Entwickler.

Nun steht allerdings die nächste Konsolengeneration in den Startlöchern, die mit ihren noch aufwendigeren Grafikmöglichkeiten natürlich auch noch größere Entwicklungsteams einfordern wird. Es ist also keine Überraschung, das es nicht einmal Sony mehr wagt, nach den komplexen Architekturen der PS2 und PS3 eigene Hardware zu entwickeln – und so setzt der Unterhaltungsgigant auf klassische PC-Komponenten, um den Entwicklern Aufwand zu sparen. Auf die Dauer bedeutet das, dass der PC-Markt mit dem Konsolenmarkt noch mehr zusammenwächst und neue Spiele noch mehr zu einem uniformen Einheitsbrei verschmelzen, da sie für alle Systeme gleichzeitig erscheinen müssen, um finanziell tragbar zu sein. Mit den steigenden Kosten sinkt zudem das Risiko – auf das sich ein Publisher einlässt – rapide, weshalb man sich noch mehr auf etablierte Marken in Form von Sequels, Prequels oder Remakes verlassen muss.

Die Verantwortung für Innovation und Nischen-Produkte fällt wohl auf die Indie-Entwickler, die aus Kostengründen meist auf gut etablierte Engines setzen. Wer aufmerksam unsere Reviews verfolgt wird zudem feststellen dass sich das Handheld-Segment derzeit wesentlich abwechslungsreicher und mutiger zeigt – mit Sicherheit nicht unabhängig vom überschaubaren Entwicklungsaufwand. Diese Trends müssen den großen Triple-A Studios wohl erst langsam vor Augen geführen werden, damit die Zukunft nicht ausschließlich im mobilen Casual-Markt zu finden ist. Für die nahe Zukunft gibt es aber wohl nichts als konservative Call of Duty Standard-Kost zu erwarten, was den Ausblick auf die nächste Konsolengeneration natürlich trübt.