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Tegan And Sara – Heartthrob

4
Pop

Die ersten paar Klänge der Singleauskopplung Closer wummern aus den Boxen und schon wird schnell klar, dass sich der Sound von Heartthrob, dem kürzlich erschienenen Album der kanadischen Zwillinge Tegan and Sara, so gar nicht in deren bisherige Stilvorlage einreihen will…

Schrieben die beiden Schwestern bisher zumeist solo und fanden sich erst nach getaner Arbeit gemeinsam im Studio ein, wurde diesmal zusammen komponiert und produziert. Hilfe besorgte man sich außerdem und das nicht zu knapp. Produzent Mike Elizondo, der schon u.a. Dr. Dre und Nelly Furtado zu Gratwanderungen verhalf, mischte dem Album ordentlich Bass unter und drückte dem Sound, zum zweifelhaften Zweck der zeitgemäßen Vollendung, einen Synthy-Pop Anstrich auf. Musikinstrumentalist Greg Kurstin und Bassist Justin Meldal-Johnson (Beck, NIN, P!nk) beteiligten sich als Co-Writer.

No one will confuse this with any of our other records. It’s got a bigger, bolder, happier sound, berichtet Sara über die Produktion von Heartthrob. In diesem Sinne explodiert bereits der Opener Closer mit oszillierenden Equalizer-Eskapaden. Mit den Worten Come a little closer laden Tegan and Sara ihre Fans im Video zur Wohnungsparty vor dem Bildschirm ein und sehen beim Karaoke singen zum eigenen Song ach so verloren aus. Hat man ihnen, so scheint es, nicht nur die Instrumente, sondern auch die Intervention bei der eigenen Produktion aus den Händen genommen. Dem Teenie-Spaß-Faktor tut das jedoch keinen Abbruch. Es gibt ja schließlich viel Grund zum Beat dieser Platte wild herumzuhopsen.

Dennoch gibt es noch ein bisschen ernst gemeinte Authentizität, die sich die Zwillinge zumindest bei ihren Texten nicht haben nehmen lassen. Schon seit ihren Erstlingswerken, damals noch unter der Ägide von Neil Young, geht es den beiden Schwestern um den Ausdruck ihrer geradlinigen Emotionalität und Innerlichkeit. So wechselt auch bei Heartthrob, trotz aller oberflächlichen Synthi-Künstlichkeit, Trennungsschmerz mit der Euphorie über eine neue Liebe und sexueller Koketterie.

Nun sollen ja tiefgründige Texte und elektronische Beats nicht zwangsläufig einen Gegenpol darstellen. Dies kann durchaus beabsichtigt zu faszinierenden Songgebilden führen. Nach Aussagen wie: I kept asking myself: Can I hear this in an arena? Can I hear this on a teenager’s iPod as they’re riding the bus to school?, darf jedoch bezweifelt werden, dass es bei der vorliegenden Produktion im Vordergrund stand. So harren die einen mit Herzklopfen dem Applaus der Generation Spotify, die anderen dem nächsten Tegan and Sara Album.

 Tegan And Sara – Heartthrob, Warner Music Group, www.teganandsara.com