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Call of Duty: Black Ops 2

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Ein neues Call of Duty-Spiel kann eigentlich nur eines bedeuten: es ist wieder einmal Anfang November (oder umgekehrt?)! Mit unerreichter Pünktlichkeit schickt Publisher Activision jährlich die neueste Auskopplung einer ihrer aktuellen Franchises auf den Markt – diesmal ist es Ausgabe 2 der Black Ops-Reihe, die das Shooter-Genre erneut revolutionieren soll. Musste sich die Modern Warfare-Serie letztes Jahr an EAs Battlefield messen – wahrlich keine leichte Aufgabe – so sieht es dieses Jahr viel besser für Publisher Activision und die Entwickler aus dem Hause Treyarch aus: Nur Medal of Honor ist momentan auf dem Markt und damit auch einziger direkter Konkurrent. Gleich vorweg: Im Vergleich macht Black Ops II eine wesentlich bessere Figur…davon sollte man sich aber nicht blenden lassen.

Besonders der Single-Player-Modus kann in modernen Shootern kaum überzeugen – mit gleich zwei Storylines, die miteinander verbunden sind, und mehreren möglichen Ausgängen, versucht Treyarch neue Maßstäbe zu setzen. Doch es bleibt beim Versuch: die Story, die teils in den 1980ern, teils im Jahr 2025 angesiedelt ist, bietet zwar die Möglichkeit, durch Spieler-Entscheidungen den Ausgang wesentlich zu beeinflussen, was sogar eine Wiederholung der Kampagne rechtfertigen könnte. Beim Setting fällt Black Ops II aber in das gewohnte Schema zurück: Sowohl der „echte“, als auch ein fiktiver Kalter Krieg (zur Abwechslung mit China statt Russland in der Hauptrolle) dienen als Schauplätze – allzu oft fühlt man sich an jeden anderen Shooter der letzten Jahre zurückerinnert. Erschwerend kommt hinzu, dass man der Narration, die die 2 Zeitlinien vereint, oft nur schwer folgen kann.

Das Level-Design hingegen, ist – vor allem im Hinblick auf die diesjährige Konkurrenz aus dem Hause EA – durchaus in Ordnung. Zwar wird weiterhin auf typische Korridore gesetzt, allerdings geschieht das viel subtiler als bei der Konkurrenz. Positiv ist auch, dass der Erfolg im Single-Player-Modus nicht von der schnellen Betätigung der „F“-Taste abhängt – also kaum mehr als eine Aneinanderreihung von Quick-Time-Events darstellt, die in spektakulären Explosionen gipfelt – stattdessen bekommt man regelmäßig die Möglichkeit, einfach zu schießen. Das Element, das den Shooter ausmacht, ist ja im Einzelspieler-Modus vieler Titel zu einer Nebenerscheinung verkommen – Black Ops II besinnt sich auf seine Wurzeln und überlässt den Spielern die Arbeit, sich zahlreicher Gegner zu entledigen, was im Endeffekt auch den wahren Reiz der Kampagne darstellt.

Weniger gelungen sind die neuen „Strike Force“-Missionen, die Echtzeit-Strategie-Elemente in die Kampagne einfließen lassen. Auf dem Papier mag das gut klingen, in der Praxis scheitert das Konzept aber an der KI, der scheinbar nichts an dem Überleben des eigenen Teams liegt und für unnötige Frustration sorgt. Hier wird auch ein prinzipielles Problem von Black Ops II evident: Es wird einfach versucht, zu viele Elemente in einem Titel zu vereinen. Bestes Beispiel: Zombies. Der beliebte Modus aus den Vorgängern Black Ops und World at War kehrt zurück und bekommt diesmal sogar eine eigene Story verpasst. Die Frage, die sich jedoch unausweichlich stellt: Wozu? Auf den ersten Blick besteht Black Ops II aus 3 voneinander unabhängigen Teilen, denen jeweils ein bisschen mehr Zuwendung zulasten eines anderen Modus nicht geschadet hätte.

 

Wer der Meinung ist, dass ein Shooter sowieso nur nach dem Multiplayer-Modus bewertet werden sollte, darf aufatmen, denn Black Ops II kann online auftrumpfen. Der „Pick 10“-Modus, der das eigene Zusammenstellen einer Klasse ermöglicht, sticht dabei heraus. Auch „Multi-Team“, bei dem – ungewohnt – 3 Teams gegeneinander antreten, bringt einen Hauch von Innovation – zumindest Franchise-intern – mit. Für Fans des lokalen Multiplayer-Modus sei erwähnt, dass „Zombies“ jetzt auch zu viert vor einem Bildschirm gespielt werden kann – leider auf Kosten der Framerate, die dabei komplett in den Keller geht und nur mehr bedingt als „spielbar“ bezeichnet werden kann.

Es ist vor allem der Multiplayer-Modus von Black Ops II, der durchaus überzeugen kann. Dass man einen Titel mittlerweile dafür lobt, dass in der Kampagne auch geschossen werden kann, ist charakteristisch für die Entwicklung des Shooter-Genres der vergangenen Jahre und lässt einmal mehr den Ruf nach einer Trendumkehr laut werden. Treyarch liefert hingegen einen weiteren Shooter, der zwar ganz gut, aber in keiner Hinsicht außergewöhnlich ist – als Einstieg in die Call of Duty-Reihe zu empfehlen, sonst ein weiteres Update zum Vollpreis, dessen Kauf gut überlegt sein sollte.

Plattform: Xbox 360 (Version getestet), PC, PS3, Spieler: 1-4 (lokal), 2-16 (online), Erscheinungsdatum: 13.11.2012