ToeJam-&-Earl-©-2012-SEGA

ToeJam & Earl und ToeJam & Earl in Panic on Funkotron

8
Action

Die 90er haben begonnen, Nintendo hat den Konsolenmarkt nach dem großen Crash im vergangenen Jahrzehnt erfolgreich mit neuen, populären Marken wiederbelebt und natürlich gibt es nun bei der Konkurrenz bereits Bestrebungen an diese Erfolge anzuschließen. In einer langen Serie aus Versuchen das junge Publikum der MTV-Generation mit ikonischen Maskottchen einzusacken, angeführt von Erfolgsgeschichten wie Sonic the Hedgehog, eher kläglich ausgeklungen mit Peinlichkeiten wie Bubsy the Bobcat, treten in genau dieser Phase ToeJam & Earl auf den Plan.

Das Konzept: Zwei abgedrehte Rapper-Aliens stürzen über der Erde ab und müssen sich quer durch den Kulturschock der 90er in einer völlig wahnsinnig wirkenden Welt behaupten, dabei stets treu den Grundidealen des Funks bleibend. Hawaii-Tänzerinnen, irre Zahnärzte, Nerd-Aufläufe, weiße Haie, korpulente Einkaufswagenpilotinnen, das sind die Probleme mit denen die beiden sich auf der Suche nach Raumschiffteilen abmühen müssen. Dabei scheint es fast, als hat ein Manager beim Pitch-Meeting nicht mehr bis zu Ende zugehört, denn das Ganze lässt sich auch ganz anders zusammenfassen. Im Grunde ist ToeJam & Earl ein früher Vertreter des geekigen Roguelike-Genres und damit alles andere als kommerzielles Rohöl. Der Spieler bewegt sich durch zufallsgenerierte Dungeons, auf der Suche nach ebenfalls bei jedem Durchspielen zufallsgeneriertem Loot, sammelt Erfahrungspunkte, ein wahrer Albtraum für jedes Marketing-Konzept.

Das bis heute noch geniale an der Sache ist dass es den Designern damals trotz des High-Concept Spielprinzips gelungen ein Spiel auf die Beine zu stellen, das zugänglich und unkompliziert war und noch dazu einen Koop-Modus bietet, der bis heute kaum erreicht ist. Und so mauserte sich das pubertäre Duo groovend und rülpsend nach anfänglich trägem Start zu einer der stärksten Marken in Segas damaligem Repertoire. Trotzdem ging man beim Sequel lieber auf Nummer sicher und entwickelte einen klassischen Plattformer, eine Enttäuschung für eingefleischte Fans.

Es handelt sich dabei aber tatsächlich gegen jeden Fan-Einwand um einen der rundesten, gelungensten Genrevertreter der Ära, der noch dazu im Vergleich erstaunlich gut in die heutige Zeit gealtert ist und dadurch beinahe zugänglicher wirkt als der erste Teil. Beide Spiele sind gerade eben in der Vintage-Edition auf PSN und XBOX-Live erschienen. Aber neben der gewohnten Aufwertung mit Achievements bietet die Umsetzung erfreulicherweise einen Online-Modus inklusive Matchmaking-System, eine sinnvolle Erweiterung für einen denkwürdigen 16Bit-Retroausflug.

 Plattform: PSN (Version getestet), XBLA, Altersfreigabe (Pegi): NR, Veröffentlichungsdatum: 07.11.2012