Mark-of-the-Ninja-©-2012-Klei-Entertainment,-Microsoft-Studios

Mark of the Ninja

Das „Stealth“ Genre ist eines der wenigen, in denen der Umstieg auf 3D bis heute noch scheinbar unlösbare Probleme verursacht. Verloren gegangen sind Präzision und das Gefühl aus dem Schatten heraus jederzeit seine Umgebung zu dominieren.

Stattdessen bleibt immer eine gewisse Unsicherheit. Der definierende Moment des „Entdeckt-Werdens“ hat sich von einem „Oh, das war dumm“ eher in ein „Was? Wer? Wo? Warum?“ geändert. Und da helfen auch die wahnwitzigsten Gimmicks die heutzutage dem Problem Herr werden sollen nur bedingt (durch Wände sehen zum Beispiel). Doch hier tritt „Mark of the Ninja“ auf den Plan und erinnert mit seinen 2-dimensionalen Spielumgebungen an eine Zeit, in der die Spannung der Stealth-Spiele an Pixel-genaue Perfektion geknüpft war. Entwickelt von Klei Entertainment, zuletzt mit der „Shank„-Reihe aufgefallen, ist die eigene Note dabei unverkennbar. Der Cartoon-Look ist „Shank“ sehr ähnlich, doch wer damals ein wenig den spiel technische Tiefgang vermisst hat, der kommt diesmal voll auf seine Kosten.

Durch die zahlreichen Levels zu navigieren ist eine wahre Freude, denn die Fähigkeiten, die dem Ninja zur Verfügung stehen, lassen sogar den derzeitigen Throninhaber des Genres, Batman (Arkham Asylum, Arkham City), vor Neid erblassen. An Wänden hochklettern, Decken entlang hangeln, mit einem Enterhaken zu einer Plattform schwingen, Ablenkungsmanöver in der Ferne starten, alles trivial. Natürlich wollen dabei zahlreiche Gegner ermordet werden, wozu es ebenfalls vielfältige Möglichkeiten gibt. Vom klassischen Stich in den Rücken, über den prickelnden Giftpfeil: Im Laufe des Abenteuers erweitert sich das Arsenal unaufhörlich.

Was das Ganze so präzise und kontrolliert macht ist eine verblüffend intuitive Abbildung der Spielinformation zu jedem Zeitpunkt. Von Schallwellen, zu Licht- und Sichtkegeln, es gibt keine Sekunde des Zweifels ob der Feind in der Lage ist den Ninja zu bemerken. Hat im Nebenraum jemand etwas gehört, wird das optisch abgebildet. Ist der Ninja im Schatten ist er komplett in Schwarz gehüllt.

Jede Entdeckung durch den Feind ist die glasklare Konsequenz eines Fehlers, was einen gewissen Lernprozess begünstigt und es dem Spieler naturgemäß erlaubt, immer wahnwitzigere und komplexere Manöver auszuführen. Der Aktionsfülle zum Trotz fühlt sich der Spieler aber trotzdem stets verwundbar und benachteiligt. Im offenen Kampf hat der Ninja keine Chance und auch die Gefahrenquellen werden immer zahlreicher. Von Kampfhunden über Laserstrahlen ist alles dabei was einem selbstbewussten Assassinen das Fürchten lehren kann. Das einzige Problem  ist dass die Fülle an Information und Präzision vor allem in späteren Levels ein beinahe ermüdendes Maß an Konzentration abverlangt.

Die Handlung verkommt zwar eher zur Nebensache, das schadet dem Spiel aber wenig. Die umfangreichen Levels laden mit optionalen Missionszielen und versteckten Goodies zum wiederholten Spielen ein, weshalb „Mark of the Ninja“ weitaus langlebiger ist als etwa „Shank“. „Mark of the Ninja“ ist für jeden Fan des Genres zu empfehlen. Nicht nur dass das Gameplay locker mit allen etablierten Industriestandards mithalten kann, für einen kleinen Download-Titel ja doch eine beachtliche Leistung, die eigene Note ist dabei auch noch richtungsweisend.

Plattform: PC (Version getestet), Xbox 360, Altersfreigabe (PEGI): 18, Spieler: 1, Erscheinungsdatum: 16.10.2012