Swearing-At-Motorists-III-©-2012-Alexander-Blach

Waves Vienna 2012: I’m sorry but it’s so much fun

Positive Bilanz nach vier Tagen Waves Vienna: 10.800 Besuchern und 517 Delegates aus 30 verschiedenen Ländern haben Wien in ein Mekka für Musikfans verwandelt…

139 Bands und DJs kamen aus fast allen Teilen der Welt. 50 Acts aus Österreich haben dabei den heimischen Markt würdig vertreten. Zusätzlich gab es erneut interessante Konferenzen rund um das Thema Musik. Highlights gab es einige: Eine Tamburinsuche mit The Soundtrack of Our Lives, 60 straffe Minuten rund um Liebe, Protest und Verlassenwerden bei The Wedding Present, das Konzert vom Zungenbrecher “Rangleklods” und, wenn auch mit ein wenig Wehmut, das letzte Konzert von Bunny Lake. Auch die Auftritte von Swearing At Motorists, Pantha du Prince, Sex Jams und Mopedrock waren einen Besuch am Waves wert. 

Zum Finale des Waves gab es was für Fans elektronischer Musik auf der Bühne im Flex zu sehen und zu hören. Pantha du Prince begeisterte das vollgefüllte Lokal mit einem Live – Set, welches sich gewaschen hatte. Der junge deutsche Artist peppte sein bekannt – bewährtes Ambient – Techno Programm für den Club auf, was auf durchwegs positives Feedback am Dancefloor stieß. Pantha du Prince zeigte sich in gewohnter DJ – Manier und versteckte sich hinter Laptops, Synthesizer und Reglern. Optisch ging das Publikum trotzdem nicht leer aus, wurde das Set von arktisch – kühlen Naturdoku Aufnahmen untermalt.

Hinter dem Zungenbrecher “Rangleklods” versteckt sich der junge dänische Künstler Esben Andersen und ein wahrer Geheimtipp am Waves 2012. In der Nacht von Samstag auf Sonntag durfte das Publikum der Fluc Wanne mit dem sympathischen Dänen seinen ersten Wienbesuch und das baldige Erscheinen seines Debutalbums “Beekeeper” feiern und das ordentlich. Esben tobte sich sowohl am Mikrofon als auch an seinen Reglern aus und musste sich selbst beherrschen, um nicht in psychodelische Elektrosphären abzudriften, “I’m sorry but it’s so much fun“. Von beatlastigem Techno über Deep House, durchzogen von Dubstepausflügen und umrahmt von seinen tiefen, düsteren Vocals lieferte der Däne eine mitreißende Show und hinterließ das begeisterte und leicht verstörte Publikum mit dem Versprechen bald zurückzukommen. Jederzeit Esben!

Etwas traurig wurde es beim Bunny Lake-Konzert in der Fluc Wanne. Bei ihrem Auftritt standen große Themen, große Gefühle und ein großer Sound im Mittelpunkt. Die Band aus Wien gab nach drei Alben und acht Jahren gemeinsamen Musikmachens im Rahmen von Waves Vienna ihr allerletztes Konzert. Ein trauriger Moment für alle Fans der Band. Aber mit diesem Auftritt hat die Electro-Pop- Formation, die mit dem Amadeus Award ausgezeichnet wurde, noch einmal gezeigt, was in ihnen steckt und mit erhobenem Haupt die Bühne verlassen.

Das Waves Festival zeichnet sich durch eine Besondernheit aus, die sowohl seinen Charme als auch seine Krux ausmachen. Anstatt eine Abfolge großer Künstler auf möglichst wenige Bühneungetümen zu bannen, werden am Waves eine Vielzahl kleiner Bretter, die allerdings nicht minder die Welt bedeuten, bespielt. Dies bringt einerseits eine sympathisch intime Stimmung zwischen Publikum und Künstler, andererseits ein logistisches Debakel mit sich. Da liegt auch der einzige, wenn auch leicht dekadente, Minuspunkt der Veranstaltung: es gibt einfach zu viele Künstler, die es verdient hätten live erlebt zu werden. Großartige Künstler gehen leider teilweise unter und befinden sich zusätzlich vor halb gefüllten Hallen wieder.

Den Veranstaltern ist es geglückt neben einer Konferenz 139 Bands, 12 Locations und Tausende Besucher so zu koordinieren und abzustimmen, dass man niemals vor wegen Überfüllung geschlossenen Toren stand, oder ein Künstler für sich den Türsteher und den Soundtechniker spielen musste. Etwaige Überschneidungen waren also quasi part of the deal und nicht ganz ohne Absicht. Neben der logistischen Herausforderung stellte das Waves auch eindeutig klar, dass ein Festival auch ohne stadienfüllende Riesenacts auskommen kann. Das Waves bot einerseits jungen Musikern eine Plattform sich international zu profilieren und andererseits dem Publikum neue Ansätze zum musikalischen Verständnis und dies zu einem sehr fairen Preis. Wir sagen „do widzenia“ und „au revoir“ Waves Vienna, bedanken uns bei den Veranstaltern und verbleiben in Vorfreude auf das nächste Jahr.

Text: Stefan Schallert und Nina Tatschl, Bilder: Alexander Blach

4. bis 7. Oktober 2012 Waves Vienna