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Interview mit Anna Fischer

Nach unseren Gesprächen mit Jessica Schwarz und Max Riemelt, hatten wir auch die Möglichkeit uns mit der bezaubernden Anna Fischer für eine kleine Plauderei zusammenzusetzen…

pressplay: Wie habt ihr am Set die Balance zwischen Komödie und Tragödie erreicht? Wie ist das zu spielen? Habt ihr da viel hin und her probieren müssen?

Anna Fischer: Ich sehe es ja mehr als Tragik. Es gibt wahnsinnig lustige Situationen … aber ich glaube wir haben einfach immer nur so gespielt, als wäre das jetzt einfach so. Nichts dazu gepackt, nichts runtergenommen, es ist einfach so wie es ist. Natürlich wird es gesteuert vom Regisseur, von den Leuten, die dahinter stehen. Und es wird viel darüber geredet: Wie macht man’s? Wie viel ist gut, wie viel ist nicht gut. Es gibt eine Vorbereitungszeit – da hat man sich schon sehr viele Gedanken gemacht. Es ist auch gut geschrieben worden, das Drehbuch ist gut, du hast was in der Hand! Da ist sehr viel Input drin.

Wie war dein Zugang zur Krebserkrankung? Wie bist du daran gegangen? Hast du recherchiert?

Also ich war auf einer Palliativstation in Berlin – das ist eine Station für Leute, die wirklich nicht mehr viel zu leben haben – die vielleicht noch einen Tag oder zwei Wochen haben, die im Endstadium sind und an Geräte angeschlossen sind und da sind auch viele Angehörige gewesen. Auf der Station habe ich mal zwei Tage mitgeholfen – einfach um einen Einblick zu bekommen. Da hat man gesehen wie endgültig doch alles sein kann. Ich bin rausgegangen und war sehr froh das ich lebe (klopft sich erleichtert Arme und Beine ab). In Köln sind wir dann zu einem anderen Arzt gegangen, der uns noch einiges erklärt hat und mit dem wir geredet haben.

Edda hat ihre Wunschliste – was sie machen möchte bevor sie stirbt. Was würdest du machen, was würdest du dich trauen wenn es keine Konsequenzen gäbe?

Rock´n´Roll. (In Berlinerisch) Allet wat dazu gehört. (Lacht laut) Scheiß auf allet! Allet scheissegal.

Sehr gut! Was ich auch sehr beeindruckend fand, die Marie ist ja vollkommen loyal zur Edda und dann auch zu Tim – wie schwer ist es immer die Gute zu sein?

Die Marie? Ja, war super schwer. Also das hat mich gerade so fertig gemacht. Die ist soo hilfsbereit und sooo lieb. Das war für mich ganz schwierig. Ich bin freundlich, aber ich bin nicht lieb! Und das war für mich … (berlinert wieder) jeden Tag ´nen Krampf. Also vielleicht kein richtiger Krampf – aber genau das, was die Rolle ausmacht, musst du halt bedienen und das war für mich richtig schwierig. Aber viele Leute im Interview…

(Zu dem Zeitpunkt kommt eine Kollegin rein, um das Interview zu beenden)

Ganz kurz! Das muss ich noch zu Ende erzählen! Ich bin gleich da. Ganz viele im Interview – anders als du – du hast das als erste heute schön gemacht – die sagen dann: Ja, du bist ja die Liebe! Wenn ich so rauskomme, ist es ja perfekt! Denk ruhig, dass ich so bin. Aber es war wirklich … es war richtig harte Arbeit, da den schmalen Grat zu finden. Besonders weil Marie nicht die krassesten Situationen hat. Die macht ganz viel über zurücknehmen, wieder mehr zurücknehmen … Das fand ich schwierig. Da habe ich schon ein bisschen zu kämpfen gehabt!

Edda stößt Marie sehr stark zurück – wo würdest du die Grenze ziehen?

Erst einmal: jemand der wirklich krank ist und nicht mehr lang zu leben hat, hat alle Freiheiten der Welt. Zu tun, was er möchte … im gewissen Rahmen. Es gibt Sachen, die einen wirklich verletzen, die müssen nicht sein, egal was er hat. Man kann sich auch dafür entschuldigen, denn du darfst andere Leute nicht verletzen, das geht nicht. Es gibt gewisse Regeln, aber natürlich darf man ausrasten, weil man in einer Situation ist, aus der man nicht raus kann. Gewisse Freiheiten … ja definitiv. Man muss dann nur auch zum Ende kommen. Es ist ganz wichtig, dem Anderen klar zu machen: Ich habe alles für dich versucht, aber jetzt komm mir ganz kurz entgegen – damit ich noch was hab, denn ich muss weiterleben.

Danke für das Interview!