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Frequency Festival 2012: Abwechslungsreicher und heißer letzter Tag

Sie haben es alle miteinander nicht leicht! Was die vorherigen Acts bewiesen haben, wird auch am letzten der 4 Festivaltage deutlich. Andererseits hat es Robert Smith noch am ehesten geschafft, die Kluft zwischen den Generationen zu verringern…

Immerhin sind es bereits 36 Jahre Bandgeschichte die damals unter dem Namen „Malice“ begonnen und zwei Jahre später dann schließlich als „The Cure“ fortgesetzt worden sind. Aber zuvor wartet noch ein abwechslungsreicher und heißer Festivaltag auf die Fans.

Die Traisen

Die Stimmung ist etwas ruhiger. Die irische Wallis Bird spielt mit kratziger kräftiger Stimme, die man ihr im ersten Moment so garnicht zutraut und einer Mischung aus Blues-Folk auf der Greenstage. Stellenweise verirren sich sogar Elemente des Bebop in ihre Gesangslinien und machen die Vielseitigkeit ihrer Musik deutlich. Die vorherigen 3 Tage setzen dem Publikum dann doch etwas zu und so bleibt es bei den ersten Acts um die Bühnen eher still. Es wird schnell deutlich, dass es die Bands bis zum Abend hin nicht ganz so leicht haben werden, die müden Festivalbesucher zu motivieren. Glasvegas versucht es. Aber so richtig warm werden will das Publikum bei dem eher düsteren und melancholischen Gitarrensound der Alternative Rocker auch nicht. Anstatt sich vor der Bühne aufzuhalten suchen viele den schattigen Schutz vor der Sonne und enden letztendlich im Art Park, in dem es angenehm dunkel und kühl ist. Trotz der fehlenden Motivation finden sich nach wie vor seltsame Gestalten unter den Festivalgästen. So auch Nico, der mit seiner ausgestopften bis zu 3 Päckchen Zigaretten am Tag rauchenden Ente „Kurt“ unter dem Arm umherzieht. Mit bereits 6 Festivalbesuchen in den Entenbeinen besucht er Clemens Haipl, der auf der Art Park Bühne sein neues Buch „Ich scheiß mich (fest) an 2“ vorstellt und nimmt dann auch gleich auf seinem Stuhl Platz. Dabei trifft er genau den Humor des Schriftstellers und Kabarettisten. Herrn Haipl gefällts! Dem Publikum auch.

Entertainment abseits der Bühnen

Später zeigen Hot Chip, dass ihre Musik auf der Bühne etwas mehr Vielseitigkeit liefert als aus der Konserve. Denn durch den typischen Open Air Sound wird hier etwas hinzugefügt, dass an den halligen Beat-Sound der 80er erinnert. Die Synthie-Jungs aus London positionieren sich auf der Space Stage irgendwo zwischen Depeche Mode und den Elementen von Talking Heads die im Gesang am Rande spürbar werden. Altmodisch wirken sie deshalb nicht. Denn die häufige Abwechslung und das zerfahrene Arrangement verleiht ihnen die Aktualität im Electro-Pop Genre. Dementsprechend wird es auch erneut vom jüngeren Publikum akzeptiert.

Etwas weniger Glück haben indessen die Dandy Warhols. Es wirkt fast so, als wäre ihre Zeit schon langsam vorüber. Wir leben dann doch nicht mehr in den 90ern, wo diese Form von Indie-Garage Rock noch den leeren Raum vor der Bühne gefüllt hätte. Zu einem gewissen Grad ist es natürlich auch nachvollziehbar, wenn sich jüngere Bandformationen diesem Genre annehmen, aber dafür Elemente aus den 80ern und aus dem Bereich Electroclash hinzufügen. Das liefet mehr Abwechslung und lässt die Dandy Warhols im Vergleich auf der Green Stage dann leider doch etwas langweilig dastehen.

Bloc Party on Stage

Bloc Party, eine der aktuellen Formationen die sich die oben bereits erwähnte Mischung zu nutze machen, haben es da wesentlich einfacher. Mitunter sind sie an diesem Tag auch die erste Band, die erahnen lässt, dass in den kommenden Stunden der gesamte Bereich vor der Bühne gefüllt sein wird. Nach den ersten Liedern wird klar, dass Bloc Party ihr Live Setup verbessert haben. Bühnenerfahrung bringt Routine mit sich. Was vor 3 Jahren auf der Bühne noch zerfahrener und chaotischer als am Album geklungen hat, klingt jetzt im Vergleich sauber und trotzdem kraftvoll. Der Frontsänger Kele Okereke zeigt sich politisch ambitioniert und widmet einen der Songs der Moskauer Punk-Band Pussy Riot, die wegen eines Protestauftrittes in Russland Anfang diesen Jahres inhaftiert wurde.

Bloc Party, erneut on Stage

Die nachfolgenden Acts bringen dann schließlich doch noch die bisher fehlende Ausgelassenheit vor der Space und der Green Stage zum Vorschein. Zuerst versorgt DJ Produzent Parov Stelar mit seiner in kokettem Outfit gekleideten Sängerin das Publikum mit Elementen aus Jazz bis Swing , die durch ein Big Band Line Up mit Elektronischem von den 90ern bis hin zur Jetzt-Zeit untermischt werden. Hier trifft der Klang aus verrauchten engen Jazzkellern auf die Atmosphäre der hallenartigen Danceclubs. Das Publikum gibt sich begeistert.

Sportfreunde Stiller haben sich indessen auf der Space Stage Verstärkung geholt. Denn was die Bayern früher zu dritt auf der Bühne abgeliefert haben, wird jetzt durch eine vergrößerte Backline ergänzt. Dementsprechend ist es auch ein großer Sprung nach vorn und nicht mehr mit der schlichten aber dennoch  gelungenen Show am Salzburger Frequency 2003 zu vergleichen. Das Publikum füllt bei diesem Konzert den gesamten Bereich aus und sorgt nun endgültig für die notwendige Konzert-Atmosphäre.

Das Frequency Publikum

Nachdem Robert Smith zuvor in einem Interview auf FM4 ankündigte ein Set Up von bis zu 2 Stunden am Frequneny zu liefern, hält er sein Versprechen. Denn auf die Fans wartet ein Konzert, das bunt durchmischt unterhält. Auch wenn das Publikum wiedereinmal etwas ruhiger an die Sache rangeht als bei anderen Acts auf diesem Festival, stehen The Cure zurecht als Headliner auf dem Line Up. Spieltechnisch sind sie so gut wie vor 20 Jahren. Ebenso das düstere sowie Robert Smiths Haarpracht sind nicht verloren gegangen. Lediglich bei den neueren Liedern wird manchmal spürbar, dass das Publikum auch damit zufrieden gewesen wäre, wenn nur alte Lieder der Weg auf die Space Stage gefunden hätten. Was die Musiker selbst betrifft geben sie sich allesamt eher wortkarg und lassen lieber ihre Diskographie im Überblick für sich sprechen. Klassiker wie „A forest“, „Friday I’m in love“, „Lullaby“, „Close to me“ und abschließend „Boys don’t cry“ in der Zugabe dürfen hier natürlich nicht fehlen. Rundum ein gelungenes Konzert. Auch wenn es nicht gerade vor einem tosenden und springenden Publikum bestritten worden ist. Andererseits gibt es auch nicht viele Menschen die top-motiviert, fröhlich und ausgelassen zu Dark Wave und Post Punk abtanzen.

Ein lauschiger Abschluss

Wo: Greenpark St. Pölten Wann: Do. 16. August – Sa. 18. August 2012