Serj-Tankian-©-Robert-Sebree/Warner Music

Serj Tankian – Harakiri

Ein Serj Tankian Song lässt sich gemeinhin schwer als ein solcher verleugnen, das ist auch bei seinem neuen Soloalbum „Harakiri“ nicht anders, so viel sei verraten. Ob das gut oder schlecht ist, ist freilich Geschmackssache, aber allen System of a Down Fans sei das Album auf jeden Fall ans Herz gelegt…

Tankian hat mit Beginn seiner Solokarriere nicht nur den Sound seiner Erfolgsband (für den er wohl hauptsächlich verantwortlich war) mitgenommen, sondern kehrt nun, nach ein paar musikalischen Ausflügen auch zu eben diesem Sound zurück. Vorab wurden bereits mehrere Singleauskopplungen veröffentlicht, unter anderem der Album-Opener „Cornucopia“ und der Titelsong „Harakiri“, der – wohl wiedermal zeitgemäß unumgänglich – etwas zu poppig ausfällt. Aber über das Pop-Element sollte man sich hier nicht allzu viel beschweren, sondern sich freuen, dass Tankians drittes Studioalbum kein Dubstep-Disko-Kracher geworden ist. Stattdessen baut der aus dem Libanon stammende Musiker, wie bereits gewohnt, Elemente und Instrumente aus der traditionellen Musik seiner Heimat mit ein und bleibt seinem Stil somit weitgehend treu.

„Harakiri“ ist ein Energiebündel auf Platte gepresst, voll von schnellen Übergängen, eigenwilligen Stilelementen, sowie einer guten Mischung aus melodisch und fetzig. Und eben einer unverwechselbar markanten Stimme, die sich gekonnt durch die schnellen Stimmungswechsel bewegt. Das alles ergibt ein durchaus gelungenes, typisches Serj Tankian Album und wem’s gefällt, der darf sich doppelt – oder besser vierfach – freuen, denn es ist erst der Anfang einer Serie von vier Alben, die Tankian in „naher Zukunft“ (voraussichtlich 2013) veröffentlichen will. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, dass bereits auf einen großen Erfolg des ersten Teils baut.

Darf man den bereits bekannten Details zu besagten Alben glauben, werden diese sich allerdings etwas von „Harakiri“ unterscheiden. Eines wird in Form einer klassischen Symphony aufgebaut, das Nächste ein großteils instrumentales Jazz-Album und der letzte Teil eine Mischung aus instrumentalen Nummern und der Geschichte eines britischen Gangsters – in Dialogform. Klingt ziemlich schräg und wirft den Gedanken an einen leichten Anfall von Wahnsinn auf, macht aber neugierig. Apropos Wahnsinn: das Hauptthema, mit dem Tankian sich auf Harakiri beschäftigt, ist übrigens (angeblich aber nicht sehr offensichtlich) nicht gesellschaftskritisches Wachrütteln der Weltbevölkerung sondern, Laut einem Interview, der Selbstmord von Tieren. Selbstverständlich. Manchmal wäre „einfach Musik machen“ wünschenswerter als krampfhaft allem einen tieferen Sinn geben zu müssen, aber das tut der Musik letztendlich auch keinen Abbruch.

„Harakiri“ ist fast ein Muss für SoaD – und Tankian- Fans, ein gutes Album für diejenigen, die auf der Suche nach einem Rock/Metal – Album sind, dass noch nicht dem Mainstream-Teufel in die Hände gefallen ist, allerdings auch nichts großartig Erwähnenswertes, was die Musikgeschichte revolutionieren wird oder etwas neues zu Tage bringt, dass Tankian selbst nicht bereits Zig mal auf CD verewigt hätte.

Serj Tankian – Harakiri, 2012 Warner Music Group