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Fez

Alle Jahre wieder bringt der Indie-Bereich einen klassischen Platformer hervor der im Gedächtnis bleibt. Titel wie „Braid„, „Super Meat Boy“ oder „Limbo“ zeigen seit Jahrenmit ihrem Erfolg, dass sich die Retro-Schiene zu einer Kunstform für ein breites Publikum gemausert hat…

2012 ist „Fez“ am Zug, ein auf den ersten Blick ganz „normaler“ 2D Platformer, der erst bei genauerer Betrachtung seine zeitgemäßen Qualitäten offenbart. Mit einem Knopfdruck lässt sich nämlich die 2-dimensionale Welt von „Fez“ um 90° drehen und offenbart dem Spieler so ganz neue Perspektiven.

 

Die Idee zu „Fez“ wurde bereits vor langer Zeit geboren. 2007 erstmals angekündigt, verschwand der Titel darauf für viele Jahre im Entwicklungslimbo und ist erst 5 Jahre später bereit um (vorerst) exklusiv über XBOX Live Arcade gespielt zu werden. Eine Verzögerung wie sie normalerweise in der Videospielbranche auf chaotische Entwicklung und ein unstimmiges Endprodukt schließen lässt macht sich aber hier ganz anders merkbar: „Fez“ kommt dermaßen feingeschliffen daher dass man meinen möchte der Entwickler hat über die Jahre an jedem Pixel einzeln Hand angelegt. Mit spürbarem Feingefühl wird der Spieler behutsam in die Spielmechanik eingeführt und wehmütig an Zeiten erinnert in denen ein einfaches Spiel auch ohne stundenlange Tutorials auskam.

Im Vordergrund stehen bei „Fez“ das Erkunden der Welt und das Lösen von Rätseln. 32 goldene Würfel wollen gefunden werden und sind überall in der 3-dimensionalen Spielwelt verstreut, teilweise als kleine Einzelstücke, oder in Schatzkisten, es gibt viel zu entdecken. Der Spieler findet keine Gegner oder spannende Actioneinlagen, in dieser Welt erwarten ihn verschiedenste Landschaften und Atmosphären, durchzogen mit mal offensichtlichen, mal scheinbar unlösbaren Denkaufgaben. Niemals aufdringlich, aber immer fordernd liegt es am Spieler selbst sich mit einer Umgebung näher auseinanderzusetzen, oder vielleicht mal vorerst weiterzuziehen.

 

Mit der Dichte der Atmosphäre und seiner Melancholie erinnert das Indie-Erlebnis an Titel des schwedischen Indie-Entwicklers Nifflas („Knytt Stories„, „NightSky“): Eine bisweilen verträumte, aber auch durchaus fordernde Reise die den geneigten Reisenden seine Umgebung völlig vergessen lässt. Die perfekt inszenierte 8-Bit Optik und der stimmige Soundtrack sorgen dabei für eine willkommene Retroatmosphäre, auch wenn das Motto bei „Fez“ eher „Aus neu mach alt“ lautet als umgekehrt. 

Alle Freunde klassischer 8-Bit Platform-Unterhaltung erwartet hier eine Pixelsymphonie erster Güte. Es handelt sich bei „Fez“ um keinen Partykracher für jedermann, aber wer sich auf die liebevoll gestaltete Spielewelt und ihre zahlreichen Puzzles einlässt, der wird sie so bald nicht wieder verlassen wollen.

Plattform: Xbox 360 (Version getestet), Altersfreigabe (Pegi): 3, Spieler: 1, Erscheinungsdatum: 13.04.2012