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Crossing Europe 2012

Wie hochkarätig, außergewöhnlich und vielseitig europäisches AutorInnenkino abseits des Mainstreams sein kann, das beweist vom 24. bis 29. April nun schon zum neunten Mal das zweitgrößte internationale Filmfestival Österreichs – das Crossing Europe in Linz. Auf dem Programm stehen nicht weniger als 146 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 43 Ländern – davon allein 96 Österreichpremieren. Welche und wie viele der Crossing Europe – Beiträge auch abseits des Festivals den Sprung in die österreichischen Kinos schaffen werden, ist bedauerlicherweise höchst fraglich, darum sollte man sich die wunderbare Gelegenheit hier auf keinen Fall entgehen lassen.

Crossing Europe verdankt seinen ganz besonderen Reiz – neben der gemütlichen Atmosphäre, die sich nicht zuletzt aus der räumlichen Nähe der Spielstätten in der Linzer Innenstadt ergibt – vor allem dem speziellen Fokus, den das Festival mit großer Aufgeschlossenheit und Neugier auf die Arbeiten der jungen Regiegeneration gerichtet hält. Was es hier zu sehen gibt ist selten leicht verdaulich, dafür immer erfrischend eigenwillig, oft zutiefst persönlich, von gesellschaftspolitischer Brisanz und lässt einen garantiert nicht kalt.

Ganz im Sinne der Nachwuchs-Förderung werden in der Sektion „Wettbewerb“ neun herausragende Debüt- oder Zweitfilme europäischer RegisseurInnen gezeigt. Als roter Faden durch diese Filme ziehen sich großteils junge Protagonisten im Kampf und auf der Suche, wir treffen auf das Fremdsein, auf Außenseiter, ungeplante Abenteuer, das Leben in desolaten Verhältnissen, spannungsgeladene Begegnungen und steinige Erkenntniswege.

Die Sektion „Panorama Europe“ präsentiert Spiel- sowie Dokumentarfilm- Highlights der vergangenen Festivalsaison und holt die Lieblinge von Cannes, Venedig oder der Berlinale nun endlich auch zu uns nach Österreich. Gewaltige Bilder versprechen dabei nicht nur das neue Werk des ungarischen Altmeisters Béla Tarr (The Turin Horse), der aktuelle rätselhaft verstörende Film von Crossing Europe – Stammgast Bruno Dumont (Outside Satan) sowie Andrea Arnolds punkig-realistische Adaption des Brontë-Klassikers Sturmhöhe (Wuthering Heights). In der Dokumentarschiene warten unter anderem skatende DDR-Kids, ein humoristisch unterkühlter Film über den Papstbesuch in Erfurt, ungewöhnliche Vergangenheitsbewältigungen und sympathische Musiknerds in einem der letzten Plattenläden Nordenglands.

Das diesjährige Tribute ist der rumänischen Regisseurin Anca Damian gewidmet, deren aktuelles Werk auch gleichzeitig einen Platz im heuer erstmals präsentierten Schwerpunkt zum europäischen Animationsfilm einnimmt. Crulic – The Path to Beyond erzählt mit Hilfe von unterschiedlichsten Animationstechniken die wahre Geschichte eines zu unrecht inhaftierten 33-jährigen Rumänen, der im polnischen Gefängnis einen Hungerstreik antrat – mit fatalen Folgen. Ganz in den Spuren von Persepolis und Waltz with Bashir beweist hier Crulic gemeinsam mit zwei weiteren Animated Documentaries, auf welch außergewöhnliche Weise der Animationsfilm die Möglichkeiten des Dokumentarischen erweitern kann.

Freuen darf man sich auch wieder auf die von Markus Keuschnigg kuratierte „Nachtsicht“, in der zu später Stunde Neues, Unvernünftiges, Skurriles und garantiert Haarsträubendes aus dem europäischen (Horror-)Genrefilm auf wackere Festivalbesucher losgelassen wird. Zum Zähneknirschen bringt einen hier zum Beispiel der in Locarno gefeierte und von Roland Emmerich höchstpersönlich produzierte Endzeit-Thriller Hell, in dem mitten in der deutschen Provinz genre-klassisch ums nackte Überleben gekämpft wird, oder aber der von Drive – Regisseur Nicolas Winding Refn produzierte isländische Gangster-Schocker Black’s Game.

Weiters auf dem Programm stehen unter anderem die Schwerpunkte „Arbeitswelten“, „Local Artists“, Studentenfilme, Ausstellungen, zahlreiche Talks, ein Performance-Film-Abend und sogar zwei Open-Air Screenings. Ergänzt wird das Filmfestival traditionell durch die „Nightline“, in der mit namhaften heimischen sowie internationalen Bands und DJs auch die Nacht durchfeiert werden darf (mit Candelilla, Electromuppets, Elektro Guzzi, Quehenberger / Kern u.v.m). Im Kalender fett markieren sollten sich all jene, die nicht zum Crossing Europe fahren können, den 3. und 4. Mai – da sind die Filme der Sektion „Nachtsicht“ in einer Kooperation mit dem Slash Filmfestival auch im Wiener Filmcasino zu sehen (Slashing Europe)!

CROSSING EUROPE Filmfestival 2012

24. – 29. April 2012, Linz

Für Ticketinfo und das vollständige Programm siehe:

http://www.crossingeurope.at/