The-Lady-©-2012-Constantin-Film,-Universum-Film

The Lady – Ein geteiltes Herz

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Biopic

The Lady, so nennen die Anhänger der burmesischen Demokratiebewegung ihre Spitzenkandidatin Aung San Suu Kyi. Für ihre Landsleute und den Großteil der westlichen Welt ist sie eine Heldin. Doch für die in Burma regierende Militärjunta war sie eine Staatsfeindin, die sie fünfzehn Jahre lang unter Hausarrest stellten.

Ihre Geschichte wurde nun verfilmt und das von keinem anderen als Luc Besson (Nikita, Léon, Das fünfte Element), der sich einmal von seiner sentimentalen Seite zeigt.

„The Lady“ zeigt nicht die politische Dimension von Suu Kyis Schicksal, der Film konzentriert sich darauf, welche Konsequenzen ihr Engagement für sie und ihre Familie hatte. Suu Kyi (gespielt von Michelle Yeoh, Tiger and Dragon) heiratet 1972 den britischen Tibetologen Michael Aris (David Thewlis) und lebt mit ihm und ihren zwei Söhnen in Oxford. Als ihre Mutter einen Schlaganfall erleidet, kehrt sie 1988 nach Burma zurück. Sie kommt in ein Land der Unruhen und Unterdrückung. Ihre Landsleute bedrängen sie den Parteivorsitz der NLD (National League for Democracy) zu übernehmen. Sie willigt ein und wird zur Vorreiterin für den gewaltlosen Kampf gegen die Diktatur. Nachdem sie 1989 einen fulminanten Wahlerfolg erzielt, wird sie unter Hausarrest gestellt. Ihr Ehemann und ihre Kinder müssen das Land verlassen. 1991 erhält sie den Friedensnobelpreis, kann ihn aber nicht persönlich entgegennehmen. Als ihr Mann an Krebs erkrankt, wird sie vor die Wahl gestellt, ob sie bleiben oder ihren Mann noch ein letztes Mal sehen möchte. Sie entscheidet sich in Burma zu bleiben, weil die Machthaber sie nicht wieder einreisen lassen könnten. Ihr Hausarrest dauert, mit Unterbrechungen, bis 2010 an.

Luc Besson, der gemeinsam mit Rebecca Frayn am Drehbuch arbeitete, hat das Leben der „Lady“ als Liebesgeschichte konzipiert. Er betont, er habe bewusst einen Aspekt von Suu Kyis Leben gewählt, der weniger bekannt ist. Leider geht es Besson aber derart konventionell und melodramatisch an, dass weder Suu Kyi, noch die Umstände, in denen sie lebt, spürbar werden. Die Inszenierung liefert endlos Bilder, die vom Urlaubsparadies bis zu rührseligen Gesten reichen. Das vermittelt keine Dramatik, sondern ist einfach nur Kitsch im Überfluss. Das dazwischen geschnittene Found Footage-Material der Unruhen in Burma wirkt in diesem Bilderrausch völlig verloren.

Michelle Yeoh verkörpert Suu Kyi, auch optisch, sehr authentisch. Dennoch bleibt ihre Figur äußerst blass, deren Auftreten am ausdrucksstärksten ist, wenn sie Ruhe ausstrahlt oder in die Menge winkt. Sie wirkt trotz einiger Ansätze zu Aktivität wie eine Marionette. So ergeht es allen Figuren. Das Drehbuch gibt ihnen keine Möglichkeit über das Klischee hinauszukommen. David Thewlis spielt Michael Aris überzeugend und berührend. Doch der Part des verständnisvollen Ehemanns, der allen Entscheidungen seiner Frau mit Unterstützung und Liebe begegnet, ist derart lückenlos, dass die Tragik unter dieser Harmonie erstickt. Das gilt auch für die Söhne, die einzig als Instrumente der Liebesbezeugung fungieren.

„The Lady“ ist eine äußerst kitschige Angelegenheit mit Tendenz zur Effekthascherei, mit der Besson eine Auseinandersetzung mit der brisanten politischen Lage in Burma umschifft. Dass sich dennoch eine gewisse Spannung hält, ist wohl einzig und allein der beeindruckenden Figur der realen Aung San Suu Kyi zu verdanken. Aber ob der Film ihr gerecht wird? Das ist nicht zu hoffen.

Regie: Luc Besson, Drehbuch: Rebecca Frayn, Luc Besson, Darsteller: Michelle Yeoh, David Thewlis, Jonathan Raggett, Jonathan Woodhouse, Susan Wooldridge, Benedict Wong, William Hope, Laufzeit: 132 Minuten, Kinostart: 06.04.2012