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Mark Lanegan Band – Blues Funeral

7
Alternative-Rock

Nach acht Jahren in denen von Mark Lanegan zwar häufig in Booklets jedoch nie auf CD – Covern zu lesen war, meldet sich der schaurige Bariton offiziell zurück. Mit seinem siebten Album als Solokünstler „Blues Funeral“ räumt Lanegan jegliche Zweifel ob seinem Koriphäenstatus aus dem Weg…

Gleich einer Trophäensammlung seiner vergangenen Werke reihen sich die zwölf Songs aneinander und könnten verschiedener nicht sein. Ob man Liebhaber des ruhigen Blues von Lanegans Solo – Anfängen oder Anhänger der Lanegan – Queens of the Stone Age Ära ist, man wird auf diesem Album finden was man sucht. Darüber hinaus scheint Lanegan gänzlich neue Zugänge zu seiner Musik gefunden zu haben, welche sich massiv auf das Album auswirken.

Um die Katze aus dem Sack zu lassen: Der Siegeszug der Synthiesizer hat auch vor „Blues Funeral“ nicht halt gemacht. Die Gitarre wurde erstmal in der Ecke gelassen und Drumcomputer und Synthiesizer wurden zum Songwriting hergenommen. Was eingefleischten Fans erstmal sauer aufstoßen wird, ist ein Beweis dafür, was für ein großartiger Künstler hinter dieser derben tiefen Stimme mit der verraucht düsteren Aura steckt. Wild durcheinandergeworfen prallt ruhiger Blues, auf soliden Rock durchmixt von teils poppig anmutenden Synthietracks und das Ergebnis klingt keine Sekunde lang nicht nach Mark Lanegan. Denn was bei allem Experimentalismus geblieben ist, sind Stimmung, Aura und Gesang, welche dem Album den düsteren, melancholischen, unantasbaren Laneganstempel aufdrücken. Eingespielt wurde das Ganze jedoch keineswegs alleine, abermals lud Lanegan berühmte Gäste ein ihm unter die Arme zu greifen. Vorzeigeexempel liefert ein alter Bekannter: Josh Homme hinterlässt mit „Riot in my House“ und „Quiver Syndrome“ eindeutig seine Spuren und verortet Lanegan, unmissverständlich als Teil des Desert Rock Ensembles.

Rythmisch und wegweisend für das Album präsentiert sich Vorabsingle und Opener des Albums “The Gravedigger’s Song” schnell, basslastig und mit verzerrten Synthieklängen unterlegt. Synonym für das Album drosselt Lanegan drastisch die angeheizte Stimmung und legt das etwas langatmige geratene, ruhige Bluesstück „Bleeding Muddy Water“ nach, um konsequent in der Inkonsequenz mit der rythmischen, poppigen Nummer „Gray Goes Black“ abermals eine komplett andere Richtung einzuschlagen. Durch diese anhaltenden internen Stilbrüche verhindert Lanegan das Aufkommen eines wirklichen Hörflusses, was einerseits unorganisch wirkt, andererseits bewusst die Einzigartigkeit der individuellen Stücke akzentuiert. Die Extreme bildet das Aufeinanderprallen von dem rockigen „Riot in my House“ mit dem 90s Synthie – Pop von „Ode to Sad Disco“.

Diese breite Vielfalt lässt allerdings etwas den Tiefgang der Platte als Gesamtkonzept vermissen. Obwohl Lanegans Texte gewohnt bildreich, düster und lyrisch ausfallen, gelingt es dem Album nicht wirklich den Hörer einzufangen und in den düsteren Orkus, der das Reich Lanegans bildet, hinabzuziehen. Dass er es sehr wohl doch noch vermag, einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, beweist er mit „Leviathan“, welches sämtlichen Vergleichen mit Leonard Cohen schmeichelt. „Tiny Grain of Truth“ schließt das Album und versöhnt erfolgreich, die neue Art der Instrumentalisierung mit der melancholischen bluesigen Atmossphäre, der Lanegan letztlich seinen Koriphäenstatus verdankt.

Mark Lanegan Band – Blues Funeral, 4AD