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Leben & Tod einer Pornobande

6
Thriller

Sex, nackte Körper, Drogen, plakative Gewalt und viel Blut sind die Grundpfeiler von „Leben und Tod einer Pornobande“. Titel und Geschichte lassen die Erwartungen in eine ganz  bestimmte Richtung gehen. Doch weit gefehlt. Der serbische Debütfilm von Mladen Djordjevic (Made in Serbia) geht unter die Haut und entlässt einen nach 107 Minuten erschüttert und verwirrt wieder ins wahre Leben…

„Wir sind auf diese Tour gegangen um zu ficken. Nicht um zu töten.“ Marko, Erzähler und Hauptakteur ist Absolvent einer Filmakademie, Sohn wohlhabender Eltern, Serbe und zurzeit arbeitslos. Als er zufällig den Pornoregisseur Cane kennen lernt, beschließt er seiner chronischen Geldnot ein Ende zu bereiten und für ihn zu arbeiten. Doch seine künstlerisch anspruchsvollen Filme entsprechen nicht Canes Vorstellungen eines „simplen und serbischen“ Pornos. Also entscheidet sich Marko mit einer Truppe aus Junkies, Pornodarstellern und gescheiterten Schauspielern durch serbische Dörfer zu ziehen und mit einem Live-Porno Kabarett aufzutreten, um die tradierten Werte und Normen der Gesellschaft aufzubrechen.

Doch nach der anfänglichen Hippie- Kommunen Stimmung mit viel Sex, Drugs and Rock n’ Roll verstrickt sich die Pornobande immer mehr in einem Netz aus Verzweiflung, Gewalt und Tod. Die infantile Unbeschwertheit und freie Liebe Attitüde mit der sie durchs Land ziehen bekommt Risse, als Marko den Deutschen Franz kennen lernt. Dieser bietet ihm an, durch das Drehen von Snuff- Filmen zusätzlich Geld zu verdienen. Marko und die Pornobande nehmen an. Und schon bald findet sich der erste Freiwillige, um sich vor laufender Kamera töten zu lassen. Die Pornografie bleibt – der Tod kommt dazu.

Für zarte Gemüter ist Regisseur Djordjevics 2009 gedrehter Film „Zivot i smrt porno bande“ (übrigens auf serbisch mit deutschen Untertiteln) nicht unbedingt zu empfehlen. Amateurhafte, verwackelte Bilder, reale Lichtbedingungen und intensive Großaufnahmen zeigen schonungslos menschliche Körper und seelische Abgründe. Gekonnt wird die Low Budget Ästhetik eingesetzt um eine Unmittelbarkeit herzustellen, die den Zuseher durchgehend bedrückt. Auch Markos direkte Ansprache an die Kamera verstärkt das beklemmende Gefühl mittendrin und doch machtlos zu sein, wenn die enthusiastische Provokationslust der Gruppe in pure, bluttriefende Gewalt umschlägt.

„Leben und Tod einer Pornobande“ ist im weitesten Sinn ein Roadmovie, gedreht vor dem realen Hintergrund des Bürgerkriegendes. Es ist das düstere Portrait eines Landes und dessen Einwohnern, die nicht nur mit den Nachwirkungen des Kriegs zu kämpfen haben. Es ist ein kompromissloser Film über Outsider, Handlungen und Ansichten, die nicht regelkonform sind. Über die Sinnsuche in einem Land, in dem es keinen Sinn zu geben scheint.

Natürlich sind die realistischen Sexszenen, die explizite Gewaltdarstellung, die Sodomie etc. provokant und verfehlen ihre Wirkung nicht, werden aber in anderen Exploitation-Filmen ähnlich unzensiert gezeigt. Es ist die latente Spannung, die einen den ganzen Film lang begleitet und fesselt, gepaart mit Humor, der den Spannungsbogen genau im richtigen Moment unterbricht und den Zuseher kurz aufatmen lässt. Die grotesken Situationen, die völlig surreal wirken, aber genau so jeden Tag passieren. Die dunkle Wahrheit, die den Zuseher zwischen traumähnlichen Sequenzen immer wieder bewusst wird. Denn wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

Zivot i smrt porno bande (DT: Leben & Tod einer Pornobande), Regie & Drehbuch: Mladen Djordjevic, Darsteller: Mihajlo Jovanovic, Ana Jovanovic, Predrag Damnjanovic, Radivoj Knezevic, Laufzeit: 107 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 01.07.2011