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Batman: Arkham City

9
Action-Adventure

Mit dem 2009 veröffentlichten Batman: Arkham Asylum landete das Entwicklerteam Rocksteady Studios einen nahezu einzigartigen Achtungserfolg bei Kritikern und Spieler gleichermaßen. Mit Arkham City wird nun versucht, den genialen Vorgänger zu toppen.

Durch großartiges und vor allem sehr abwechslungsreiches Gameplay, stimmungsvoll düstere Optik, hervorragende Synchonisierung (Mark Hamill als Joker) sowie Einbettung in eine rundum gelungene Handlung konnte das wohl bis dato beste Videospiel rund um einen Comic-Helden seine vergleichsweise blassen Konkurrenten mit Leichtigkeit in den Schatten stellen. Wie also könnte man diesen vielfach preisgekrönten Mega-Seller übertreffen, ohne durch unnötiges Beiwerk das gesamte Konzept über den Haufen zu werfen?

Rocksteady geht mit Batman: Arkham City den wohl einfachsten Weg, nämlich nach dem bewährten Motto “Bigger is Better”. Anstelle des recht überschaubaren, auf einer abgeriegelten Insel vor Gotham City befindlichen Areals mit der titelgebenden Nervenheil-bzw. Haftanstalt für Schwerkriminelle wird der Spieler gleich in ein etwa fünfmal größeres Gebiet versetzt. 18 Monate sind nach den Ereignissen im Arkham Asylum vergangen und die Situation rund um die Aufenthaltsproblematik der Gefangenen in Gotham hat ihren Höhepunkt erreicht: Auf Initiative des mysteriösen Professors Hugo Strange wurde ein großer Stadtteil der Metropole in ein gigantisches Straflager für psychisch Kranke und abnorme Superkriminelle umgewandelt. Erwartungsgemäß ufert die Situation angesichts der Anwesenheit einer Allstar-Riege an Bösewichten (Two-Face, Penguin, Joker, Riddler usw. usf.) recht zügig aus und nur der frisch inhaftierte Bruce Wayne bzw. dessen Alter Ego Batman ist vor Ort, um einer Verschwörung gigantischen Ausmaßes Einhalt zu gebieten.

Überraschend werden dem Spieler schon von Beginn an sämtliche Utensilien, die erst gegen Ende von Arkham Asylum verfügbar waren, zugänglich gemacht. Dieses “Mehr” an Optionen spiegelt auch recht deutlich das Konzept von Arkham City wieder: Mehr Bewegungsfreiheit, mehr Gadgets, mehr Gegner und mehr Möglichkeiten, diese unschädlich zu machen. Glücklicherweise wurde das exzellente, vielleicht sogar Beste aller 3rd-Person-Kampfsysteme (Free-Flow-Combat) komplett übernommen, so das auch weiterhin mittels prinzipiell simpler Stickbewegungen extrem lange, abwechslungsreiche, außerordentlich gut animierte und nicht zuletzt bei Gelingen überaus befriedigende Kombinationen möglich sind. So beherrscht Batman nun auch Doppel- oder sogar Dreifach-Takedowns, verbiegt Baseball-Schläger, um diese unbrauchbar zu machen oder setzt schnell sein umfangreiches Waffenarsenal ein, um auch Gegnermengen jenseits eines vollen Dutzends unschädlich zu machen. “Einfach zu beherrschen, schwierig zu meistern” ist hier die Devise. Ebenso wie das nun ermöglichte Gleiten von einem Häuserdach zum Nächsten via Cape (samt Sturzflug bzw. Nutzung des Auftriebs) und Greifhaken verblüfft die einfache Handhabung des dunklen Ritters mit zunehmender Spieldauer.

Aus mehreren kleineren Arealen wurde nun also auf das Sandbox/Open-World-Prinzip umgesattelt, was allerdings oftmals Probleme mit sich zieht: Wie kann bei großzügiger Bewegungsfreiheit eine einigermaßen strukturierte Spielweise aufrecht erhalten werden bzw. wie erzählt man mit Nachdruck eine sowohl vielschichtige als auch ausgeklügelte Geschichte, wenn der Spieler die Möglichkeit hat, diese zugunsten von diversen Sidequests oder anderer Ablenkungen schlichtweg zu ignorieren? Hierbei zeigt die über Jahrzehnte hinweg zusammengetragene Chronik der diversen Batman-Storylines ihre Muskeln, denn ohne eine halbwegs interessante Antagonisten-Schaar würde das Treiben des geflügelte Detektivs in Arkham City wohl kaum so interessant bleiben. Neben der obligaten Hauptstory wurden mehrere Subplots in das Gesamtgefüge der Handlung verknüpft, wobei so mancher besser (Zsasz, The Riddler) und einige schlechter (Bane, Catwoman-DLC) gelungen sind – allerdings, das sei angemerkt, sticht keiner davon wirklich negativ heraus.

Trotz eines enorm umfangreichen, sprich mehrstündig absolvierbaren Haupthandlungsstrangs vermag die Geschichte allerdings nicht wirklich mitzureißen, denn anstatt sich auf einige wenige Bösewichte bzw. deren Motive zu beschränken, ist der Spieler einer ganzen Riege Superkrimineller ausgesetzt, die oftmals schneller und belangloser von der Bildfläche verschwinden, als einem lieb wäre. Dies führt in weiterer Folge auch dazu, das die unmittelbare “Bedrohung” bzw. das damit verbundene Spielvergnügen/die Spannung nicht mehr im selben Ausmaß wie beim Vorgänger (man denke an jeden Scarecrow-Level) vorhanden ist und eher ein Schauspiel im negativsten Sinne vollzogen wird.

Dennoch: Rocksteady Studios ist erneut ein großer Wurf mit Batman: Arkham City gelungen, denn der schiere Umfang an Spielmöglichkeiten, Nebenmissionen, sammelbaren Objekten und interessanten Locations dürfte jeglicher Konkurrenz für die nächsten Jahre einiges Kopfzerbrechen bereiten. Zusammen mit der ausserordentlichen Präsentation, die bis ins kleinste Detail stimmig umgesetzt wurde und der Ausbesserung einiger Mängel des Vorgängers (etwa die öden Bosskämpfe) dürfte auch die Fortsetzung gute Chancen als Spiel des Jahres 2011 haben.

Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Altersfreigabe (PEGI): 16, Spieler: 1, Erscheinungsdatum: 21.11.2011