Jack-in-Love-©-2011-Alamode-Filmverleih

Jack in Love

7
Romanze

Männer gehen für die Liebe zu einer Frau durchs Feuer. Sie prügeln sich mit Konkurrenten. Sie machen sich (mehr als sonst) zum Affen. Sie holen für die eine die Sterne vom Himmel. Sie legen ihr die Welt zu Füßen. Männer tun einfach alles, um das Herz ihrer Traumfrau zu erobern. Jack (Philip Seymour Hoffman) lernt schwimmen. Und kochen. 

Vorab eine kleine Warnung: Jack in Love ist ein klassischer Independent Film vom Anfang bis zum Ende. Alle, die sich unter guter Unterhaltung viel Sex, Explosionen, Action, noch mehr Sex und noch viel mehr Explosionen erwarten, sollten gar nicht erst weiterlesen. Oder sich danach zur Wiederherstellung ihres Testosteron-Levels  mindestens eine Baywatch- Folge ansehen.

Wenn man liest, dass Schauspieler plötzlich die Seiten wechseln und nun hinter der Kamera agieren, darf man schon mal skeptisch werden. Wenn man dann auch noch liest, dass eben jene Akteure noch die Hauptrolle in ihrem eigenen Film übernehmen, muss man skeptisch werden! Viel zu groß ist die Gefahr, dass das filmische Werk zu einer One-Man-Show inklusive heftigster Selbstbeweihräucherung ausartet. Von Philipp Seymour Hoffman hat man ja schon länger nichts mehr gehört – genau genommen war er in Hollywood eigentlich immer der typische Klein- Nebendarsteller, bis 2006 der Oscar für Capote kam. Im Anschluss kam eben lange nichts (wirklich Besonderes). Warum er sich gerade 2010 dazu entschloss, das Off-Broadway Stück Jack Goes Boating zu verfilmen, um darin auch noch Regie und Hauptrolle zu übernehmen, kann uns wohl nur er selbst verraten.

Zum Inhalt: Jack (Hoffman) ist nichts Besonderes. Er ist weder intelligent, noch gutaussehend, noch beruflich erfolgreich. Jack ist einfach. Ein einfacher, liebenswerter Limousinenfahrer, der sich in die Arbeitskollegin Connie (Amy Ryan) einer Freundin (Daphne Rubin-Vega) verliebt. Connie ist sympatisch, naiv und leicht paranoid, aber eben auch eines besonders: einfach. Zusammen mit seinem Freund und Arbeitskollegen Clyde (John Ortiz) beschließt Jack gleich nach dem ersten Treffen mit seiner Traumfau  schwimmen zu lernen, um mit ihr im Sommer eine Bootsfahrt machen zu können.

Es wäre dem Regisseur gegenüber unfair, jetzt lange um den heißen Brei herumzureden: Jack in Love ist ein äußerst gelungenes, mit einer großen Liebe zum Detail produziertes Independent-Kino. Hoffman beweist großes Gespür, wenn er sowohl die Geschichte der beiden verpeilten Chaoten Jack und Connie als auch die Probleme des befreundeten Paares Clyde und Lucy erzählt. Gerade eindringlich genug, um mitreißend und nachvollziehbar zu wirken und gleichzeitig geradlinig und direkt genug, um nicht unnötigen Kitsch und aufgesetzte Romantik aufkommen zu lassen. Jack in Love stimmt nachdenklich, ohne einem den ganzen Tag zu versauen und ist dabei zugleich so lustig, ohne schallendes (noch auf dem Nachhauseweg) Lachen hervorzurufen. Hoffman verspricht wenig und hält viel: Eine solide Indie-Romantikkomödie mit hinreißenden Charakteren, die von sehr guten Schauspielern verkörpert werden. Ein leichtes Kinovergnügen mit einer ruhigen Geschichte, die besonders durch seine liebevoll gewählten Kameraeinstellungen alles andere als langweilig erzählt wird. Jack in Love ist einfach. Einfach gut.

Regie: Philipp Seymour Hoffman, Drehbuch: Robert Glaudini, Darsteller: Philip Seymour Hoffman, John Ortiz, Richard Petrocelli, Thomas McCarthy, Amy Ryan, Daphne Rubin-Vega, Laufzeit: 89 Minuten, Filmstart: 27.05.2011