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Good Charlotte – Cardiology

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Pop-Rock

Ach herrjeh, Good Charlotte veröffentlichen nach zwei Jahren Verschnaufpause ihr mittlerweile fünftes Studioalbum. Die Amerikaner agieren darauf als alles andere, nur nicht als die wilden Punks, die sie in der Öffentlichkeit so gerne darstellen möchten. Das wäre eigentlich nicht weiter schlimm, würden sie sich nur dazu bekennen, dass sie glatt polierte Pop Platten für den Mainstream produzieren.

„Cardiology“ sollte die Rückkehr zu ihren Punk-Wurzeln sein… das ging dann aber mal mächtig in die Hose. Da helfen auch die völlig tätowierten Körper sowie das rebellische Verhalten der Band-Mitglieder nichts. Good Charlotte ist und war schon seit Beginn ihrer Karriere so weit von Punk entfernt, wie die Sex Pistols von den Idealen des britischen Königshauses. Textlich bedienen sich die aus Maryland stammenden Herren an alteingesessenen Klischees vom Leben eines Rockstars. Sie singen über nächtelange Partys, einer immense Auswahl an feiernden willigen Mädchen und natürlich wilden, hemmungslosen Sex-Eskapaden. Das schöpfen sie bis zum Erbrechen aus, sodass man die in „Harlows Song“ wachwerdenden Vatergefühle von Joel Madden (der mit  Nicole Richie zwei Kinder hat) und die zwischendrin plötzlich auftauchenden Glaubensbekenntnisse nicht ernst nehmen kann, sondern eher peinlich berührt ist. Jeder einzelne Song auf der Platte – das beginnt beim Intro „Introduction to Cardiology“, indem sie scheinbar auf das Mysterium ihres Werkes hinweisen, findet bei der ersten Singleauskopplung „Like Its Her Birthday“ den inhaltslosen Höhepunkt und endet dann im sich wie im ersten Song unkreativ- wiederholenden letzten Track „Cardiology“. Dieser ist eine weichgespülte Pop-Nummer, mit rockigen Nuancen, bei welchen man sich stetig fragt, was der Hintergedanken einer solchen textlich und musikalisch sehr schwachen Patte sein könnte. Das Album ist mit Abstand Pop(punk)rock in seiner schlimmsten Form.

Bei Good Charlotte stellt man sich notgedrungenerweise die Frage, für wen sie ihre Musik schreiben und wer den ganzen Schrott eigentlich hören soll. Wer interessiert sich für Geschichten über reiche „It-Girls“ und Boys, die Tag ein Tag aus Party machen und das scheinbar vom Himmel fallende Geld verprassen? Die Thematik der Texte geht an den Leben der Good Charlotte-Anhänger außerhalb der Glamour Welt L.A.s völlig vorbei. Fans aus ärmlicheren Verhältnissen, die von dem Luxus-Leben, das die Band augenscheinlich führt, nur träumen können, werden es bei genauerem Hinhören schwer haben, sich damit weiter identifizieren zu können. Da wird auch der Dankesbrief im Booklet nur schwer weiterhelfen können.

Good Charlotte – Cardiology (Capitol/EMI)