The-Hives-©-Christoph-Stachowetz

The Hives – The Black & White Album

7
Punk Rock

Man mag über die Hives denken was man will, eines kann man ihnen nicht vorwerfen: den Mangel an Stil und Eigenständigkeit durch gnadenlose Selbstdarstellung. Einerseits „Style-Ikone“, andererseits die ursprüngliche, rohe und zugleich ausgeklügelte musikalische Ausdrucksweise. Wie lässt sich eine ungestüme Garage-Punk-Rock Band mit Gamaschen und einheitlichen Anzügen verbinden?

Wie dem auch sei – die Hives teilen das Schicksal diverser anderer Bands aus ihrem Heimatland, der Wiege der neuen Energie des Rock’n’roll, Schweden: Entweder man mag sie oder eben nicht – ein Graubereich dazwischen ist unauffindbar. Nicholaus Arsons (Gitarre), Dr. Matt Destruction (Bass), Vigilante Carlström (Gitarre), Chris Dangerous (Schlagzeug) und Howlin’ Pelle Almqvist (Vocals) formen die Hives, die durch ihr exzentrisches Auftreten, ihre beeindruckende Bühnenpräsenz und der energiegeladenen, ungestümen Musik mittlerweile weltweit für Begeisterung sorgen.

Nachdem 2004 ihr drittes und bisher kommerziellstes (in Bezug auf ihren Bekanntheitsgrad) Album „Tyrannosaurus Hives“ erscheint, das Kritikern und Fans gleichermaßen begeisterte, legen die sympathischen Schweden mit ihrer neuen LP „The Black & White Album“  in Sachen Weiterentwicklung und Ausloten der eigenen musikalischen Erfahrungen noch eins drauf. Ebenso wie die Tatsache, dass sie sich als die „beste Band der Welt“ betiteln und trotz Punk-Rock gestriegelte Anzüge und gestärkte Hemden tragen, ist der Name ihres neuen Albums Programm: In Anlehnung an zwei der unbestreitbar wichtigsten und einflussreichsten LPs der Musikgeschichte (Metallica’s „Metallica“ und The Beatles „The Beatles“, welche eben durch die schlichten Ausführungen auf den jeweiligen Cover zu deren Namen geraten sind) taufen Sie ihr neuestes Werk einfach dementsprechend bedeutend und lassen ihrer bewusst eingesetzten „dezenten“ Selbstdarstellung freien Lauf.

Der größte Unterschied zum Vorgänger ist neben diverser musikalischer Spielereien vor allem die Tatsache, dass das „The Black and White Album“ teilweise in den Südstaaten der USA aufgenommen und mit Produzenten wie Timbaland, Pharell Williams, Jacknife Lee (Bloc Party, Editors) sowie Dennis Herring (Elvis Costello, Modest Mouse) umgesetzt wurde. Die (Hit-)Single „Tick Tick Boom“ leitet als Opener die sinngemäße Explosion ein, zündet mit gewohnt energiegeladenen und rauen Klängen das neue Album. „’cause I have done it before, and I can do it some more …“ singt Almqvist, unterlegt von harten Gitarren und bebendem Schlagzeug, wie man es von den besten Songs der Hives kennt und zu schätzt.

Bereits beim zweiten Track „Try it again“ verwundert der Einsatz eines Cheerleader-Backgrounds und ein ungewohnter Groove, der sich dann perfekt in den etablierten Rhythmus der Band einfindet und auch bei „Square one here I come“ begeistern kann. Im vierten Track „Well, allright“ ist der Einfluss der neuen Produzenten deutlich rauszuhören: gediegener Gesang, Männerchöre im Hintergrund, Handclaps und akzentuierte Gitarren lassen auf eines der von Pharell Williams produzierten Stücke schließen. So neu und ungewohnt sich dieser Song und „T.H.E.H.I.V.E.S“ (ebenfalls Williams) anhören mag, anfangs ist die Verwunderung größer als die Begeisterung, der musikalische Sprung zwischen den Tracks ist gewaltig.

Mit dem Plattencover in Händen schmunzelt man bei „Stroll Through Hive Manor Corridor“ – ein rein instrumentales Intermezzo, das zu einem Rundgang durch das Anwesen der Hives einlädt – natürlich stilecht mit Heimorgel, die das „Ambiente“ der Platte herrlich ironisch unterlegt. Besser als mit diesem Stück könnten sich die Hives gar nicht definieren. Die Experimente auf der Platte mögen nicht jedermanns Sache sein, sind aber sicherlich ein guter, wenn auch gewagter Schritt für die Zukunft der Hives. Da sich diese Stücke aber mit den „typischen“ Songs größtenteils abwechseln bzw. in ihrer Experimentierfreude zurückhalten und letztere die gewohnt hohe Qualität noch übertreffen, lässt der geneigte Fan ohne Bedenken seinen Blick in eine unbekümmerte, weil interessante Zukunft schweifen.